Montag, 8. April 2013

KEINE ERLÖSUNG (Halt dich raus, Claus!)

Raub der Sabinerinnen
Sie musste nachdenken. 

(Noch ist unentschieden, wer hier als ´Ich´ sprechen darf. Alle drei? Sabinen? Oder nur die eine. Ursprünglich war daran gedacht, dass nur die, die keine Sabine ist, unberaubt, eine eigene Stimme hat. Doch. Sie, also DIE, fand die Sache mit dem Claus. Heraus. Beziehungsweise wieder. Und daher...) 

Es stellte sich heraus, dass ein Anderer sich für den Claus hielt. Oder, auch das wäre möglich und musste mindestens mitbedacht, ins Kalkül gezogen, in der Hinterhand behalten werden: Er tat nur so, als hielte er sich für den Claus. Er glaubte also, behauptete er, er sei der gemeinte, der beschriebene Claus. Das zeige sich doch schon daran, sagte er, dass er sich genau so und als ein solcher schriebe: mit C und nicht mit K. Darauf lege er Wert. 

(Das erinnert mich jetzt aber sehr an Reiner, wie "reiner Bienenhonig". Und ich weiß nicht, ob ich dem einen Platz in der Geschichte gönne.)

Diese Behauptung von dem Claus, dem anderen, den es gar nicht gibt oder jedenfalls in dieser Erzählung nicht geben soll und wird, durfte, dachte ich zunächst, nicht unwidersprochen bleiben. Weil dieser Claus, also jener Trickbetrüger, der in den Leben 

(den fiktiven freilich, ja, ja) 

der drei Sabinen eine Rolle zu spielen hat, dem also ich in diesen Leben eine Rolle zugedacht habe, hat mit jenem Claus, der sich für diesen Claus nur hielt oder vorgab sich für diesen zu halten, keinerlei Ähnlichkeiten, außer vielleicht jener einen, dass beide sich für Betrüger hielten oder auch welche waren? Deshalb, so vermutete ich, hatte der andere Claus sich ertappt gefühlt, als er von jenem Claus las, den er nicht kannte und niemals kennenlernen würde. Etwa so, wie sich eine Ladendiebin jedes Mal ertappt fühlt, wenn sie einen vermeintlichen Detektiv durch die Kaufhausgänge schlurfen sieht, auch wenn es in Wirklichkeit nur Berthold Biedersinn ist, der gelangweilt auf und ab geht, während seine Frau Martha sich einen Lippenstift aussucht.

Sie maßte sich nicht an, darüber zu urteilen, ob dieser falsche Claus Gründe hatte, sich gestellt zu fühlen. Es stand ihr nicht zu und es war ihr auch egal. Sie kannte den ja gar nicht. Aber er kannte scheinbar eine oder mehrere von den Sabinen. 

(Als die jung waren, der eine Claus grad wie der andere, gab es lauter Sabinen. So war das halt, was soll man machen?)

Anders war seine Einmischung nicht zu begreifen. Sie hatte sich da längst entschieden, dem Claus nicht zu Hilfe zu eilen. Dem echten Claus, also nicht jenem, der sich für einen hielt, sondern jenem Claus, der eine Sabine zu Boden geworfen hatte am Zaun, dem Läufer im Wald, dem Wadenmuskel-Claus, dem Hundeblick- und Bürgermeisterkandidaten-Claus, dem Claus, der sich reingedrängt hatte mit seinem Kennedy-Buben-Lächeln und seiner unverfrorenen Kirchberg-Bewohner-Gewissheit in die Geschichte und an die Sabinen, dem Claus, der sich mit 14 um seine Penislänge sorgte

(kein Alleinstellungsmerkmal, ich weiß, ich weiß), 

dem Claus, in den einmal zwei von den drei Sabinen verliebt gewesen waren, aber nur kurz, dem Claus, der immer wieder hoch kam, obwohl er kein Gramm Fett zuviel am Körper hatte, dem Claus, der zu weit ging und doch immer zu kurz sprang 

(diese Wortspielchen werden später auf jeden Fall gestrichen)

, der auf Facebook Freunde sammelte, wie andere Leute Bierdeckel und alles, was er machte, als Kampf begriff, dem phantastischen Claus, also, den sie sich erfunden hatte oder ich mir oder mir die Sabinen.

Sie würde die eine Sabine dabei unterstützen und die andere auch, diesen Claus so aus der Geschichte zu befördern, dass sie mit ihm nicht endete. Jetzt, nachdem sie wusste, was dieser Claus getan hatte und wie die Sabine 

(die eine aus der Siedlung) 

sich an ihm Jahre später vergangen hatte, lag ihr viel daran, dass der Claus eine Nebenfigur wurde oder blieb. Er sollte nicht die Lösung sein und seine Vernichtung nicht die Erlösung. Der Sabinen. Oder der einen Sabine. 

Damit der Claus aber so elegant und beiläufig aus der Geschichte rausgeschrieben werden konnte, musste sie den anderen Claus, der sich für diesen Claus nur hielt, ignorieren statt ihm zu widersprechen. Denn wenn sie sich von diesem Claus in ihren Claus reinreden ließe, fingen die beiden Cläuse an, sich viel zu breit zu machen. In der Geschichte. Zwischen den Sabinen. Und auf die kam es ihr doch an 

(mir?).

Also, Claus, der Andere, der nicht gemeinte und nicht fiktive, der reale und falsche Claus, halt dich hier raus! 

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