Sonntag, 23. März 2014

THE BEAUTIFUL PEOPLE ARE UGLY, TOO. Beziehungskisten und Blutklöpse, Frauen erfinden

"All those feigning difference
Whether to be, or become, past tense

The forgotten part of all the cretins
/or/
The forgotten part of old acquaintance"


The Clash: The Beautiful People are ugly, too.


Gespräche über Beziehungen und Liebe, Konstruktion und Magie (I don´t want to change a thing, when there´s magic). Die vertrackte Falle heterosexueller Anziehungs- und Abstoßungskräfte (The rotten heart of heterosexuality). Und trotzdem: Freundschaft. Das unbemerkt bleibende Kopfschütteln, wenn einer "Mensch" bleiben will. Gender difference reloaded, forever and ever again. Das Tauschgeschäft, das sich seit zweitausend Jahren als Liebe tarnt. Immer wieder erzählt von Männern. So: Die Andere, das unbekannte Wesen; Faszination pur. Der Spruch: "Ich liebe die Frauen." - ist nämlich eine Beleidigung! (Es kommt hierbei sehr auf den Artikel an. Haben Sie das schon mal eine Frau sagen hören: "Ich liebe die Männer." ?) 

Wenn es bei einem Paar in unserem Kulturkreis (weiß, europäisch, klein- oder groß-bürgerlich) nicht mehr so klappt, geht die Frau zum Friseur, kauft sich ein schickes Kleid oder beginnt eine Diät; der Mann kauft Blumen oder Schmuck für sie. Modernisierter-avancierter: die Frau denkt über sich nach und versucht ihren Attraktivitätswert zu steigern; der Mann denkt nach, wie er sich die Frau mit Aufmerksamkeiten (Komplimente, Geschenke, Urlaube) gewogen machen kann (polemisierend: womit sie sich "kaufen" lässt). Sie überprüft ihre Mängel, er überprüft, wie er sie aufwerten kann. Beide schauen auf sie. Keine/r auf ihn, denn die Frau ist das Objekt der Begierde. Selbst in ihren eigenen Augen. (Wenn sich das ändert, wenn z.B. sie auf ihn schaut, gerät das Beziehungsgefüge aus der Balance. Unter diesem Blick wird ihm unwohl, meistens. Wenn zum Beispiel er aufhört, auf sie zu schauen, wird sie sich vernachlässigt fühlen - meistens zu Recht, denn er wird auch dann kaum auf sich schauen, sondern auf eine andere. So enden "Beziehungen". Liebe. In unserer Kultur. Nicht zwangsläufig, aber häufig.)

Das läuft natürlich nicht immer und immer noch überall so. Denn so eine Frau ist ja  in Wahrheit noch gar keine Frau:

"Hinter der Bezeichnung Frau, die von der West-Liebe an alles geklebt worden ist, was die Regale schmückt zum Verkauf, verwendbar für Alles, was irgendwelchen Wert trägt im System der Codierungen der männlich beherrschten Gesellschaften, hinter dieser Ubiquität FRAU wird leicht übersehen, dass es Frauen, einzelne, wirkliche Frauen in dem Maße erst geben wird, wie sie sich erfinden als Nicht-mehr-Töchter. (...) Auf dem Weg dahin (sagen Analytikerinnen wie Luce Irigaray) liegt eine Verwandlung des Tochter-Status: von einer Tochter-des-Vaters zu einer Tochter-der Mutter zunächst zu werden; eine Verschiebung in der weiblichen Psyche von unabsehbaren Folgen. (...) Der Grundtypus der (männlichen) Anlehnungsliebe dürfte weiter sein, nach einer Frau zu schauen, die man treten kann, wie man die Mutter trat. Die Hitzeentwicklung der Objektwahl, - ein Budenzauber für anfällige Mädchen, denen man etwas vormacht. Mann macht etwas vor, das ist sein Leben. Anlehnung und kein Ende...die Liebe macht weiter...angelehnt an die Schrecklichkeiten der Eltern, seltener an ihr Schöneres. Das liegt daran, dass die Zerstörungen in der Geschichte der einzelnen Körper stärker nach Bearbeitungen verlangen als die weniger häufig ausgestreuten Schönheiten. 
Es gibt auch Leute, die sagen, daran läge es nicht. Der Mensch sei so. Widerspricht wer?"

(Klaus Theweleit: Objektwahl. (All you need is love ...), 1990)

Bis dahin: In allen Gesprächen über Beziehungen und Liebe zwischen Menschen unterschiedlichen Geschlechts bleiben die Leerstellen, das Schweigen am aufschlussreichsten: die unaussprechlichen Katastrophen.

***

"Ich kann überall hindurch sehen, wie Du weißt. Ich habe gesehen, wie das Blut durch Deine Adern pumpt. Ich habe in Dein Herz gesehen. Es ist nichts weiter als ein blutiger Klumpen. Auch Dein Herz, Emmi, ist nichts weiter als ein Blutklops."

Brief von Ansgar an Emmi (ohne Datum, Sommer 1984), aus: PUNK PYGMALION



The Clash: Every little bit hurts

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