Auf
der Einbandrückseite des neuen Romans von Marlene Streeruwitz steht:
„´Nachkommen´ ist ein Roman über die Ordnung
der Generationen und wie sie durch Gier und Vernachlässigung außer Kraft
gesetzt wird.“
Das Umschlagbild zeigt einen rot-orange gefärbten Ausschnitt
aus dem Griseldis-Tryptychon eines unbekannten Meisters, vor dem Nelia
Fehn, die Hauptfigur, ganz am Ende des Romans im Museum in London sitzt. Auf ihrer
Homepage weist Marlene Streeruwitz darauf hin, dass „Nachkommen“ Teil ihres „Griselda-Projektes“ sei,
gerade so wie der für September diesen Jahres angekündigte Roman, den sie als Nelia Fehn geschrieben hat: „Reise einer jungen Anarchistin nach
Griechenland“.
In
„Nachkommen“ ist eben dieser Roman
der jungen Autorin auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreises
nominiert. Nelia Fehn, deren Großvater gerade verstorben ist, reist nach
Frankfurt, um an der Preisverleihung teilzunehmen. Nelias verstorbene Mutter
Dora Fehn war eine bekannte Autorin und in Frankfurt trifft Nelia
erstmals seit Jahren wieder ihren Vater, einen im
Literaturbetrieb mächtigen Romanistik-Professor.
Die
meisten Rezensenten und Rezensentinnen haben die
Hinweise auf das Griselda-Projekt ignoriert (mit dieser Ausnahme: Hier). Marlene Streeruwitz ist, so scheint es auf den ersten Blick. daran ein bisschen selbst schuld. Denn mit dem Setting des Romans im
Literaturbetrieb, rund um die Verleihung des Deutschen Buchpreises zur
Messe in Frankfurt am Main, liefert sie „dem Betrieb“ in seinen vorherrschenden Erscheinungsformen
(Presse, Funk und Fernsehen) Anlass genug, die Zeilen und Sendeminuten genüsslich mit Analysen darüber zu füllen, ob "Nachkommen" nun ein Schlüsselroman oder eine Satire auf eben diesen Betrieb sei.
Die Begegnungen der Protagonistin Nelia mit den (meist männlichen, meist über 50jährigen) „maßgeblichen“ Vertretern des Betriebs sowie deren (meist weiblichem, meist unter 40jährigem) Gefolge in Gestalt von Assistentinnen, Sekretärinnen, Haushälterinnen, Ehefrauen, PR- und Medienfachfrauen wird witzig und ein bisschen böse erzählt. Der Verleger Gruhns (ehemals Lektor bei einem renommierten Groß-Verlag, jetzt mit eigenem Kleinverlag unterwegs) spart an der Betreuung und Unterbringung seiner Autorin soviel er kann, versucht aber ihre Jugend, ihren Namen und ihre Nominierung auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises so gut wie möglich im Hinblick auf Vermarktung und Geldgeber des Verlages auszuschlachten. Er nennt Nelia „das beste Pferd im Stall“. Solche Ausdrücke kennt sie indes nur von Zuhältern, lässt sie ihn wissen. Eine „delikate Angelegenheit“, meint er, sei das zwischen Autoren und Verlegern. „´Und Autorinnen´“, sagt sie.
Die Begegnungen der Protagonistin Nelia mit den (meist männlichen, meist über 50jährigen) „maßgeblichen“ Vertretern des Betriebs sowie deren (meist weiblichem, meist unter 40jährigem) Gefolge in Gestalt von Assistentinnen, Sekretärinnen, Haushälterinnen, Ehefrauen, PR- und Medienfachfrauen wird witzig und ein bisschen böse erzählt. Der Verleger Gruhns (ehemals Lektor bei einem renommierten Groß-Verlag, jetzt mit eigenem Kleinverlag unterwegs) spart an der Betreuung und Unterbringung seiner Autorin soviel er kann, versucht aber ihre Jugend, ihren Namen und ihre Nominierung auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises so gut wie möglich im Hinblick auf Vermarktung und Geldgeber des Verlages auszuschlachten. Er nennt Nelia „das beste Pferd im Stall“. Solche Ausdrücke kennt sie indes nur von Zuhältern, lässt sie ihn wissen. Eine „delikate Angelegenheit“, meint er, sei das zwischen Autoren und Verlegern. „´Und Autorinnen´“, sagt sie.
Was
hier erzählt wird über Benehmen und Gerede beim Feilschen und Feiern in einem
männerdominierten Gewerbe, ist an keiner Stelle übertrieben. Allerdings: Es ist scharf und unbarmherzig
beobachtet aus der Perspektive einer jungen Frau, die nicht (mehr) bereit ist,
mitzumachen, mitzulachen oder ernst zu nehmen, nur weil einer älter, männlicher und/oder wohlhabender ist. Der alte
„Stewardessen-Traum“ gewisser Männer von der schönen, intelligenten und eloquenten Trophäen-Frau
und gewisser Frauen vom Aufstieg über einer ruhmreichen, mächtigen und/oder
reichen Mann ist halt noch nicht von jedem und jeder ausgeträumt. Das
gibt es überall, wo Macht und Männer in Verbindung auftreten, immer noch, in jeder
Branche, und die Auswüchse in Verhalten und Auftreten, die dieses
Geschäftsgebaren im Geschlechterkampf hervortreibt, werden in Streeruwitz´ Roman keineswegs satirisch ausgereizt.
Nelia
Fehn ist als ein introvertierter
Mensch dargestellt. Sie nimmt auf und wahr, was
um sie herum geschieht und verarbeitet es langsam, nachhaltig. Und: Sie ist die
Tochter ihrer Mutter. Denn darum geht es eigentlich in „Nachkommen“. Deshalb
ist das Setting im Literaturbetrieb kein bloßer PR-Gag, um zwei Romane einer bereits bekannten
Autorin zu lancieren, sondern notwendig. In „Nachkommen“ geht es um die
Auseinandersetzung mit dem literarischen Erbe. Es geht um Erzählungen wie jene über Griseldis, die weiterhin
Selbstverständnis und Verhalten von Menschen prägen, mit denen es Nelia
Fehn in Frankfurt zu tun bekommt. Die junge Autorin, die Mutter-Tochter der Dora Fehn steht für einen radikalen Bruch mit dieser Tradition. Marlene
Streeruwitz erzählt in "Nachkommen" (das insofern auch als Verb gelesen werden kann) vom Ringen um diesen Bruch, von seiner Gefährdung und letztlich von
seinem Vollzug. Es ist ein Bruch, der nicht mehr als Kritik oder Revolte daherkommt, sondern als Zurückweisung: "Ich kritisiere nicht", sagt Nelia Fehn, "ich lehne ab." Gerade deshalb (weil und wie dieser Bruch zuletzt gelingt) ist „Nachkommen“ aus meiner Sicht der bisher
optimistischste Roman von Marlene Streeruwitz.
Griselda
ist die Erfindung einer vollkommenenen Frau durch einen schreibenden Mann. Es handelt sich
um die zehnte und letzte Erzählung am zehnten und letzten Tag in Boccaccios „Decamerone“. Ein Markgraf nimmt mit Absicht eine arme Bauerntochter
zur Frau, damit er sie vollständig beherrschen kann. Die Frau soll nach der Ehe keine Herkunft mehr haben, vor allem keine mütterliche. Der fiktive Erzähler warnt zwar seine Zuhörer dem krassen Beispiel dieses Mannes zu folgen, stellt aber die erfundene Frau durchaus als einen Ausbund an Tugenden dar, an der sich seine Zuhörerinnen ein Vorbild nehmen könnten. Der Markgraf erlegt seiner Frau eine Reihe von furchtbaren
Prüfungen auf, um ihre Treue und ihren Gehorsam zu erproben. Er gibt vor,
die gemeinsamen Kinder zu töten; er verstößt Griselda und heiratet zum
Schein eine andere (die gemeinsame Tochter). Griselda erträgt das alles und bleibt ihm stets gewogen. Es kommt zum
„Happy End“, da der Graf zuletzt von der Geduld und unerschütterlichen Unterwürfigkeit
seiner Frau gerührt ist. Unter den Zuhörerinnen und Zuhörern wird die
Erzählung, lässt uns Boccaccio wissen, diskutiert, indes erfahren wir nicht, ob wenigstens eine der Damen das Verhalten der so gepriesenen Sklavin ihres
Eheherrn von Herzen verdammte.
Boccaccio also erzählt von einer Frau, die ihrem Mann sozial und finanziell
unterlegen ist und die er durch die Heirat herkunftslos gemacht hat. Gerade dies macht sie für ihn attraktiv. Zugleich wird sichergestellt, dass diese Frau ihren Mann mehr liebt als ihre Kinder, um die tief sitzende Angst des patriarchalen Familienherrschers zu beruhigen,
das enge Band zwischen Mutter und Kindern könnte Ausgangspunkt einer familiären
Revolte gegen ihn werden. Griselda ist zudem die Mutter einer Tochter, die ihr
zur Konkurrentin wird, mindestens scheinbar. Mutter und Tochter
verbindet allein der Mann, der über beide herrscht. Die Erzählung von der
Griselda treibt damit auf die Spitze, was das Verhältnis der
Geschlechter in unserer Kultur pervertiert: eine behauptete männliche und väterliche
Autorität, die unbedingte Treue verlangt und die voller Angst ausschließen
muss, dass die Frau andere wertvolle,
stützende Bindungen hat, als jene zum Mann und Vater. (In der "Realität" hat das nie geklappt, wohl aber in den tradierten bzw. tradierbaren Erzählungen bis heute. Der Bechdel-Test lässt grüßen!)
Mit
Nelia Fehn schafft Marlene Streeruwitz in "Nachkommen" eine Figur, die sich auf die Suche macht
„zu den Verstecken des Gehorsams“, jenen Mythen und Bildern, um derentwillen eine jede sich nach der Anerkennung durch den Vater oder den Mann sehnen und dafür alles auf sich nehmen soll.
Aber Nelia ist eben keine Griseldis-Tochter, die – auf- und preisgegeben von
einer auf den Mann fixierten Mutter – eine Vater-Figur sucht und braucht. Dora Fehn
hat den Erzeuger-Vater aus dem Leben ihrer Tochter verbannt. Nicht weil sie, die
erfolgreiche Autorin, eine Männer-Hasserin gewesen ist (wie es ja gelegentlich
auch der Autorin Marlene Streeruwitz unterstellt wird), sondern weil eben
dieser spezielle Vater, der Professor, ein Mann ist, der die alten Geschichten und Verhältnisse zwischen den Geschlechtern tradiert, feiert und
lebt. Dabei fühlt sich dieser Herr ganz offenbar angezogen von Frauen, die eine
„Herausforderung“ für ihn sind, gebildeten und selbstständigen, daher besonders schmückenden Frauen, die aber zuletzt doch bereit sein sollen, um ihn zu kreisen, ihm zu
dienen und um seine Anerkennung zu buhlen. Nelia wird Zeugin
einer solchen Aufführung von miteinander konkurrierenden Frauen
um ihren Vater: „Es war traurig mit anzusehen, wie diese Person um Fassung
rang. Wie sie während des Schluchzens verzweifelt auf der Suche nach dem besten
Mittel war, die anderen zu verletzen. Ins Unrecht zu setzen. Wie sie einen Weg
suchte, ihre Selbstachtung zu behalten, aber dennoch sich selbst als Opfer zu
beklagen.“
Ein gefährlicher Vater ist so einer für eine Tochter, hat Dora Fehn
offenbar gewusst, die ihrer Tochter ein Leben, ein Denken und Schreiben jenseits dieser
Tradition ermöglichen wollte. Noch die Anerkennung durch diesen Vater-Typus ist in
Wahrheit eine Vernichtung. Nelias Vater sucht den Kontakt zu seiner Tochter erst in
dem Moment, indem sie ihn schmücken könnte: als schöne und begehrte Preisträgerin. Jeden möglich
Erfolg verwandelte das Lob eines solchen Vater in „Dreck“: „Er
musste mit jedem Satz seine Dominanz einfordern. Alle diese Verkleinerungen und
Einschränkungen.“ Der Mann, der Doras Tochter gezeugt hat, sagt 20 Jahre später zu eben dieser Tochter: „Deine Mutter konnte man nicht verlieren. Sie
hat einem nie gehört, und das war ihr sehr ernst damit. Mit ihrer
Unabhängigkeit. Verstehst du.“ Er versteht nichts. Eine Frau wie
Dora Fehn, die drei Kinder versorgt hat, ist nicht „unabhängig“ in jenem Sinne,
den er meint. Aber eine andere Abhängigkeit (oder Verpflichtung) der Frau als jene von und für sich (oder gegenüber einem
anderen Mann seiner „Liga“) kann er sich eben gar nicht vorstellen.
Ins
Leben ihrer jüngsten Tochter, der sie diesen Mann als Erzeuger nicht ersparen
hat können, ließ Dora Fehn hingegen nur andere Männer ein; Männer wie den Dichter
Valeriu, einen Exil-Rumänen, der aufhört zu schreiben, nachdem Ceaucescu
gestürzt ist, oder Herbert, Doras letzten Lebensgefährten, der nicht die Wohnung
mit ihr teilt, aber das Leben. Dora Fehn hat ihrer Tochter Beziehungen zu
Männern vorgelebt, in denen es nicht bemerkenswert wirkte, das eines den anderen
nicht besitzen will und kann, sondern dies Voraussetzung der Beziehung war. Doch Dora Fehn ist früh verstorben, so früh, dass die
noch minderjährige Tochter Nelia zurück musste, in deren eigenes patriarchales
Elternhaus, zum dominanten Großvater und zur sich in ihrer Opferhaltung
suhlenden Großmutter. Jahre, so empfindet es Nelia, hat sie durch den
frühen Tod der Mutter verloren, Trauerjahre, in denen sie lernen musste, den
Schutzmantel gegen die falschen Traditionen und Verhältnisse, den ihr die Mutter gewoben hatte, selbstständig zu erhalten.
Streeruwitz´ Roman beginnt mit der Totenwache am Sarg des Großvaters. Der Abschied, den Nelia nimmt, ist vor allem der endgültige Abschied von der Mutter, deren Leben und Tod der Großvater für falsch befunden hatte. Die Reise nach Frankfurt ist die Probe darauf, ob die Immunisierung gegen die Forderungen der patriarchalen Macht, die ihr die Mutter eingeimpft hat, der erzwungenen Rückkehr in den großväterlichen Haushalt standgehalten hat. Aber das begreift Nelia erst ganz am Ende des Romans.
Streeruwitz´ Roman beginnt mit der Totenwache am Sarg des Großvaters. Der Abschied, den Nelia nimmt, ist vor allem der endgültige Abschied von der Mutter, deren Leben und Tod der Großvater für falsch befunden hatte. Die Reise nach Frankfurt ist die Probe darauf, ob die Immunisierung gegen die Forderungen der patriarchalen Macht, die ihr die Mutter eingeimpft hat, der erzwungenen Rückkehr in den großväterlichen Haushalt standgehalten hat. Aber das begreift Nelia erst ganz am Ende des Romans.
Zwar lässt Nelia sich auf die Begegnung mit dem fremden
Vater, dem interessanten Erzeuger ein. Aber sie bleibt distanziert,
beobachtend. Sie erkennt in diesem Mann, wovor die Mutter sie bewahren wollte.
Den tradierten Erzählungen von der Treue der Frauen (oder warnend und
vernichtend: von ihrer Untreue) stehen die zahllosen Vater-Sohn-Konflikte in Mythen und Literatur zur
Seite, die Revolten und Revolutionen, in denen scheinbar immer eine männliche Macht die andere ablösen
muss. Auch davon ist im Roman und im Literaturbetrieb immer wieder die Rede.
Konfrontiert mit den irritierenden Autorinnen, die solches nicht zu erzählen haben, verlangt der Betrieb neuerdings nach Mutter-Tochter-Konflikten, die ein ähnliches Muster aufweisen: „´Every mother is a daugther also and hates her mother.´“ Die Beschreibung von tödlicher Aggression zwischen den Frauen, den Müttern und Töchtern, den Konkurrentinnen um die Gunst der Männer, könnte erzählerisch das wankende Verhältnis wieder ins rechte, ins tradierte Lot bringen. Nichts scheint aus der bisherigen Perspektive unbegreiflicher und unerzählbarer als die Liebe zwischen Müttern und Töchtern, Schwestern und Freundinnen. Aber Nelia muss ihre Mutter nicht verleugnen. Sie hat ihr eigenes Leben beginnen können, ohne die Mutter symbolisch zu töten: „Sie hatte ihre tote Mutter aus der Wörtlichkeit in die Erinnerung verschoben. Sie hatte die Liebe nicht verloren. Was sollte ihr geschehen. Was konnte ihr geschehen, was nicht schon kannte. Wusste. Konnte.“
Konfrontiert mit den irritierenden Autorinnen, die solches nicht zu erzählen haben, verlangt der Betrieb neuerdings nach Mutter-Tochter-Konflikten, die ein ähnliches Muster aufweisen: „´Every mother is a daugther also and hates her mother.´“ Die Beschreibung von tödlicher Aggression zwischen den Frauen, den Müttern und Töchtern, den Konkurrentinnen um die Gunst der Männer, könnte erzählerisch das wankende Verhältnis wieder ins rechte, ins tradierte Lot bringen. Nichts scheint aus der bisherigen Perspektive unbegreiflicher und unerzählbarer als die Liebe zwischen Müttern und Töchtern, Schwestern und Freundinnen. Aber Nelia muss ihre Mutter nicht verleugnen. Sie hat ihr eigenes Leben beginnen können, ohne die Mutter symbolisch zu töten: „Sie hatte ihre tote Mutter aus der Wörtlichkeit in die Erinnerung verschoben. Sie hatte die Liebe nicht verloren. Was sollte ihr geschehen. Was konnte ihr geschehen, was nicht schon kannte. Wusste. Konnte.“
Am
Ende des Romans sitzt Nelia im Londoner Nationalmuseum vor dem Tryptychon des namenlosen, mittelalterlichen Meisters der
Griselids. Es sind Bilder, die Dora Fehn wichtig gewesen sind. Aber Nelia ist
gelangweilt. Bis sie erkennt: „Und das
war es. Das war die Erbschaft. Sie starrte auf Reunion. Ihr Erbe war, dass sie
sich das so denken hatte können. Ihre Mutter hatte sich vor diese Geschichten
gestellt. Hatte sie von diesen Geschichten ferngehalten. Hatte ihr die Sicht
verstellt. Undurchsichtig. War ihr Spiegelung gewesen. So. Hatte mit der
Verstellung ihr das Leuchten erhalten und deshalb. Das hatte sie alles nicht
berührt. Sie war sicher gewesen.“ Zuletzt wendet sich Nelia dieser Griseldis dennoch zu. Versteht sie neu. Versteht deren Haltung nicht mehr als Treue
gegenüber dem Mann, sondern als Verpflichtung gegenüber ihren Kindern, die sie mit ihrer scheinbaren Unterwürfigkeit vor dem Vater schützt: „Und währenddessen machte Griselda alles,
was für das Leben ihrer Kinder notwendig ist.“
Im
September wird „Die Reise einer
jungen Anarchistin nach Griechenland“ erscheinen, der Roman, den Marlene Streeruwitz
als Nelia Fehn geschrieben hat. In ihm wird sie, wahrscheinlich, von Mario
erzählen, Nelias griechischem Geliebten, dem Revolutionär. "Aber alle Revolutionäre wollten es den Vätern zeigen. War das ihr Motiv gewesen. Oder Suche. War sie auf der Suche. Aber sie war auf keiner Suche. Und der Revolutionär. Das war der Marios. Und seiner Freunde. Die machten das. Revolution. Das konnten die alle nur noch nicht sehen. Das würde sich schon noch zeigen. Und sie. Sie war auf keiner Suche. Sie lebte." Was kann die Liebe? Zwischen einem jungen Mann
und einer jungen Frau? Die Ungleichzeitigkeit der Verhältnisse. Patriarchat
und/oder Kapitalismus? Das wird spannend zu lesen sein. Ob die Liebe unter diesen
Bedingungen nur Bestand hat, weil und solange zwei nicht dieselbe Sprache sprechen?
Marlene
Streeruwitz hat mein Exemplar -
auf unsere Bitte hin – mit dem Denkumenta-Satz: „Das Patriarchat ist zu Ende.“ signiert.
Fast. Sie hat ein „fast“ eingefügt. Vielleicht ist sie nicht ganz so
optimistisch, wie ich ihren Roman über Nelia Fehn, die Nachgekommene, lesen
möchte. Es ist auch wirklich schwer, nicht gehorsam zu sein (ohne Revolte zu spielen).
Marlene Streeruwitz: Nachkommen, Fischer 2014 € 19,99
Kindle Edition € 17,99
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