Mittwoch, 3. September 2014

"Alle Menschen werden Schwestern" (Links and more)

Auf bzw schreibt Franziska Schutzbach über das allseits  beliebte "Gutmenschen-Bashing". Es wird unter dem Label "PC", das die US-amerikanische Teaparty-Bewegung bekannt gemacht hat, auch gern von (äußerst - einseitig - belesenen) deutschen und französischen Linksintellektuellen, die es sich (selbst) hoch anrechnen "die Moral" (endgültig?) verabschiedet zu haben, dümmlich-aber-gebildet (eine Wortschöpfung, die ich mir eventuell patentieren lasse) angewandt. Denn den PC-"Kritiker_innen" erscheint (post-postmodern) alles vorstellbar ("Universalismus, ick hör dir wieder um die Ecke trapsen!"), außer freilich ein Funken von Einsicht in die eigene kulturelle und sonstige Begrenztheit und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Die Agenda (nicht einmal versteckt), die hier (kontinentaleuropäisch, gelegentlich eher "links") wie dort (angloamerikanisch, meist eher "rechts) hinter dem modus operandi steckt, ist schlicht: Vorneverteidigung der eigenen Privilegien und Denunziation aller Versuche von Anderen mit ihren Anliegen und Sichtweisen zu Wort zu kommen. Denn die verfolgenden Unschuldslämmer können eben per Eigendefinition (als "Mensch") höchstselbst alles aussprechen, ausschreiben, ausdenken und einbilden. Die "Anderen" (große Auswahl!) sind in deren Denken immer schon mit (und aus-)gedacht, ergo: "Alle Menschen werden Schwestern!" (Stimmt so!?)

Link zum Artikel von Franziska Schutzbach: Political Correctness. Geschichte einer Konstruktion.

Zwischenzeitlich übe ich Figurenpinkeln: Denn jede kann sich einbilden, ein Mann zu sein. "Aber wer legt schon Wert drauf." (Hidden agenda enclosed.) Wir bleiben unwillkommene Kronzeuginnen wider die Macht der Schrift, alle drei. Den Schriftbesitzern spucken wir in die Suppe oder aufs Papier. Manche lesen sich ein Leben zurecht. (Ich kann Emily Dickinson nicht leiden, obwohl sie gut ist.) Wenn ich ein Vogel wäre, könnte ich fliegen. Aber sie  (the other bird) schreibt davon, wie sie dem Kadaver ein Auge auspickt, das dann sacht in den Wüstensand fällt und in eine Kuhle purzelt. Es lässt sich am Bildschirm jede grausliche Szene in eine Gamer-Situation verwandeln. Auch das ist ein Triumph des Bösen, das die bloß Klugen verleugnen müssen, um gelehrt weiter plappern zu können. Ich frage mich, welche Geste hier passend wäre: Eine An-Deutung der Verständnislosigkeit die auf das Verstehen zielt. Und: Verstehen heißt nicht verzeihen. (Zuletzt landen wir stets bei Gemeinplätzen.) Ich stelle mir vor, wie ich als junger Mann im Jahre 1889 in einer Kutsche nach Stettin sitze, einer Frau verzweifelnd folgend, die ich geschwängert habe, aber nicht liebe. Unter meinen Füßen rattern die Räder über holprige Wege. Schlage ich jetzt die Beine über einander? 

Lost in between. 




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