Samstag, 13. September 2014

TON LOS (ein Traumbild)

Du bist mir auch gar nicht zu müde, oder? Wie immer ich mich da verstehe, geht dich nichts an. Lass mich noch ein paar Plattitüden aneinander reihen, bevor es los geht.


Unter meinem Fenster quaken die Enten. Das klingt nicht idyllisch, sondern bedrohlich. Enten sind weniger hässlich, als sie sich anhören. Schwäne auch. Wer werten muss, wertet auch. Wie kommt es zu diesem zwanghaften Mechanismus, allem einen Rang zuordnen zu müssen? Als ich L. kennenlernte fiel mir das durchaus als Erstes an ihm auf. Aber ich brachte es fertig, diese Eigenart für eine Weile zu ignorieren. (Fragt sich nur, warum. In diesem Traum soll L. keine Rolle spielen, beschließt mein Unter-Ich.) 



Der Stich unter der Brust ist kein Einstich, auch wenn ich gestern noch einmal über das Attentat an Kaiserin Elisabeth las. Sie ging noch eine Weile fort. Mit vielen Verletzungen kann eine ganz schön lang herumlaufen und -schwätzen. Die Entzündlichkeit der Seele befeuert nichts. Sie stellt sich als ein verschleppter Infekt heraus, der sich von der linken Achsel her über die Seite hin ausbreitet. (Rechts ist weiterhin alles gut, behauptet sie solange es noch geht.)  



Das ergibt ja alles gar keinen Sinn. (Wir haben doch die Sinnfrage vor Jahr und Tag verabschiedet.) Ich kannte mal einen Mann, den ich in diesen Traum integrieren will. Er war wenig belesen und hielt sich nicht auf. Selbstverständlich trug er keinen Bart, schwenkte keine Fahne und glaubte an nichts. Den hätte ich lieben mögen. Aber dann hätte ich ihn nicht gekannt. Seine Stirn ist hoch, seine Auge klar, seine Aussprache feucht. Der lebt nicht mehr. Im Traum werden die Zeiten niemals verwechselt oder ausgetauscht. 



Im Traum gibt es keine Zeitlupe.



Stimmt das?


Ich weiß nicht, wie du das siehst und es ist mir auch egal. Gegenwärtig habe ich keine Kraft, dich von meiner Wut profitieren zu lassen.

Wie es wäre, in Tönen zu träumen...

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2 Kommentare:

  1. keine zeitlupe, aber oft wiederholung in der endlosschleife.

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  2. die ointe ist doch die : die dich möglicherweise exakt meinen könnte.

    ) ich weiss es doch nicht und soformuliert gibt es so etwas wie ein philosophisches zeitvertreibungsmomentchen, da wo andere das stearin ausmachen und äugleinchens zu (

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