Ich weiß schon, dass ich silbern werde und schön. Das ist nur eine Frage der Zeit, die gut vergeht. (Denn: Es kann die Zeit nicht schlecht vergehen. Das bringt sie einfach nicht fertig.)
Totalitarismen werden überall wiedermal postuliert und kritisiert; gegen die Wirklichkeit verlieren sie dagegen immer. Immer. Immer.
Die Traurigkeit als Ausfluss einer Krankheit, die sich selbst heroisiert: Melancholie. Ein Suhlen in der Selbstbezüglichkeit mit mittelhohem Prestigegewinn. Allerdings nur unter Belesenen. Alle anderen sagen: Reiß dich zusammen! Oder: Schon dich. Je nach Perspektive auf die Trauernde.
Ich lese unterhaltsame Literatur ohne Bedauern. Gut konstruierte Plots und nachvollziehbare Motivationen. Kaum Metaphern. Nur in meinem Kopf entwickelt sich das Romanprojekt weiter. Dieses auch. (Nieder-)Schreiben dagegen erscheint überflüssig. Solche Tage gibt es. Auch Wochen. Dann wieder: Bilder ohne Rahmen, die über untiefen Seen schweben, leicht, flüchtig, bevor sie sich auf Schaumkronen setzen, die der unartige Wind hochspült, und viel zu langsam untergehen. Das Papier saugt sich mit Nässe voll und gleitet auf den unsichtbaren Grund. Am Ufer stehen Häuser ohne Halt. Wortfetzen ohne Bezug. Alles sinkt. Nur gelegentlich fahren Züge pünktlich. Ich steige nicht ein: Wunderbare Preisträgerinnen gegen 10er-Listen kluger Männer (frauen-L(l)os). Sonderbare Welten, alle blau-grün.
An einem Rechtschreibwettbewerb werde ich nicht teilnehmen. Der Duden fühlt sich als Publikumsverlag, wird behauptet. Niemand hat mich zur Messe gebeten. Auch habe ich das Beten aufgegeben, Gewaltphantasien allerdings längst nicht abgeschworen. Die werde ich beherrschen. C.s Augen wirken seltsam verschleiert, wenn er mich grüßt. Aber es kann sein, dass ich mir das nur einbilde.
Selbst echte Gefühle müssen wie selbstverständlich dargestellt werden. Das nennt sich Performanz. Man kann über alles noch bessern schwadronieren, wenn man ein bisschen Lacan gelesen hat. Das Erklärbare lässt sich jedoch nicht besser leben. Es lohnt sich bisweilen sehr, über vieles sehr intim zu schweigen. Auch der Verzicht auf philosophische Begriffe, schillernde Übersetzungen und "man möge", zahlt sich im Alltag aus. Ich möchte nicht mit jemandem schlafen, in den ich nicht verliebt gewesen bin. Das wird jetzt sicher missverstanden. Doch habe ich nicht bereits vor Zeiten versprochen, niemals Geschlechtsverkehr durch die Metapher vom Schlafen in einem Bett oder Schlafsack ausdrücken zu wollen? Es gehört sehr viel Vertrauen dazu, neben einer anderen die Augen zu schließen und ins Land der Träume zu gleiten. Die unglücklichsten Menschen, denen ich begegnet bin, reflektieren ständig über die Liebe, ihre Kindheit oder das Wetter.
Von den Glücklichen weiß ich nichts zu sagen.
Es ist schwer, Antworten schuldig zu bleiben. Noch schwerer, welche zu geben. Ich arbeite daran. Das wird noch mehr Fragen aufwerfen. Plattitüden. (Ich liebe dieses Wort. Platt und tüdelig. Wie ich? Nö. Ich bin rundlich und strukturiert. Außerdem mag ich gutes Essen und Portugieser.)
So long.
Liebe Jutta, ich möchte gar nicht kommentieren, aber dir gerne einen Gruß dalassen. Herzlich, verbunden, Iris
AntwortenLöschenDir auch einen lieben Gruß, liebe Iris. Momentan bin ich meist sehr weit weg von "diesem" Internet. Woanders ist´s nicht schöner, trotzdem/deswegen...
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