Samstag, 29. August 2015

#bloggerfuerflüchtlinge Jede/r kann helfen!

Die Antwort der Europäischen Union und der Bundesregierung auf das Drama der Vertriebenen, die nach Europa unterwegs sind, lautet weiterhin: "Schleuser" bekämpfen, Grenzen undurchlässiger machen und - irgendwie, irgendwann, nur nicht zu Lasten der Export-Rüstungsindustrie - "Fluchtursachen" bekämpfen. Der Zynismus hinter diesen Verlautbarungen ist kaum zu überbieten. Eine Flug nach Kroatien mit einer Billigfluglinie kostet weniger als € 50. Die Reise nach Budapest, der Hauptstadt eines EU-Mitgliedstaates,  mit dem Linienbus ist für € 30 zu buchen. Die Vertriebenen zahlen pro Kopf zwischen € 1000 und € 1500 für dieselben Strecken in umgekehrter Richtung. Es ist die politische und juristische Realität Europas, die die Fliehenden kriminalisiert, die das Geschäft der Schleuser macht.  Dublin II, dieses böswillige Konstrukt zur Sicherung der "Festung Europa" und der Besitzstandswahrung der wohlhabendsten Mitgliedsländer, das ist die gute Nachricht im Schlimmen, ist unübersehbar gescheitert. 

Doch die Konsequenzen bleiben aus. Der Wahnsinn, der Menschenleben kostet, jeden Tag, wird fortgesetzt. Wer dagegen spricht, muss sich Unvernunft vorwerfen lassen, "Gutmenschentum" und soll gefälligst weniger Herz und mehr Verstand zeigen. Aus dem irren Diskurs scheint es kein Entkommen zu geben, denn die Leugnung der Realität, das Beharren auf dem, was offensichtlich nicht geht und nichts bringt als mehr Leid und Tod, die mitleidlose Beschwörung einer Vernunft, der nichts rational ist als der eigene, kurzfristigste Vorteil - all das ist an der Macht! Und bleibt auch da, denn jede/r weiß doch: "Wir" können nicht das Sozialamt der Welt sein. Diese NPD-Propaganda klingt an, wo immer derart "vernünftig" in die Mikrofone gesprochen wird. Diese "Vernunft", selbst wenn sie sich vom Rassismus der Hassprediger in Heidenau und anderswo scharf distanziert, befindet sich doch in einem heimlichen Pakt mit dem "Pack". Denn die Bilder, die jeden Tag das Versagen dieser Politik anzeigen (die überfüllten Turnhallen und Zeltlager, die gehetzten Menschen an den Grenzübergängen, die Toten in den Lastwagen und Booten auf dem Mittelmeer), werden ja nicht zum Auslöser einer Politikwende, sondern zur Bestätigung und Fortsetzung des Wahnsinns genutzt.

Dagegen gilt es Flagge zu zeigen. Jede/r und jede kann jetzt helfen. Ganz direkt durch Sach- und Geldspenden, durch Sortieren der Spenden bei den Sammelstellen, durch Begleitung von Vertriebenen auf Ämter, durch Übernahme einer Vormundschaft und und und... Jede/r hat unterschiedliche Ressourcen. Ein bisschen was geht immer! Es geht aber auch darum, am Arbeitsplatz, in öffentlichen Räumen, im öffentlichen Verkehr, überall, wo Menschen unterwegs sind, dem Unverstand, der Dummheit und Herzlosigkeit etwas entgegenzusetzen, den Rassisten und Egoisten nicht den öffentlichen Raum zu überlassen, sich ihnen entgegenzustellen, wo immer sie sich versammeln, pöbeln, dumme Sprüche klopfen und Menschen bedrohen. Auch auf die Sprache kommt es an: "Pack, Vertriebene und die verunsicherte Mitte" von Anatol Stefanowitsch.

All das ist auch Politik. Trotzdem reicht es nicht: Der Diskurs des Wahnsinns muss durchbrochen werden: 



Asylanträge in den Botschaften und Konsulaten im Nahen Osten und in Afrika, sichere Reisewege finanzieren statt Frontex und "Schleuserbekämpfung", Verkürzung der Verfahren  für alle die aus Kriegsgebieten kommen und - unabhängig davon - ein Einwanderungsgesetz, das Zuzug legal ermöglicht,  ohne Asylverfahren. 


Blogger für Flüchtlinge ist eine Initiative von Nico LummaStevan PaulKarla Paul und Paul Huizing. Sie rufen alle auf:
Wenn Sie aktiv helfen möchten, gibt es viele Möglichkeiten!
Auch Pro Asyl informiert, wie jede/r MITMACHEN kann.

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