Dienstag, 5. Januar 2016

SÜSSE BEREDSAMKEIT. SCHLECKE(R)N. (Rauhnächte, fein gemacht)

Diß was uns kan ergetzen,

Was wir für ewig schätzen, 

Wird als ein leichter Traum vergehn.



Andreas Gryphius








Gedankenwanderung. Aufgebrochen, abgebrochen. (Das entlarvt am meisten: Wie sich wer überschlägt, um auf jedes unvorhersehbare Ereignis genau so zu reagieren, wie es von ihm/ihr zu erwarten ist. Auf Twitter. Und Facebook. In Blogs. In den "Leit-Medien". Überall wie gehabt: Rechte Trolle, linke Schwätzer, wohlmeinende Feministinnen. Ich distanziere mich von den veröffentlichten Meinungen dazu. Vor allem innerlich. Ich verstehe, wem ich nicht vertrauen kann. Nicht bloß den üblichen Verdächtigen, übrigens.) Allerdings: Wer jetzt oder später von "unseren Frauen" spricht, dem brächte ich gern eine Faust zwischen die Eingeweide, tief. (Andererseits: Keine Berührungen!) Dennoch: Schutzparolen sind mir recht/s. Verlinke ich (jetzt) zur Polizeigewerkschaft ? Rhetorische Frage?


(Wie wär´s damit: Geschichten erzählen, keine Statements abgeben. Reim-Los.

Es war einmal ein kleiner Kerl, 
der schleckte für sein Leben gern. 
Er lernte süße Beredsamkeit 
und fügte sich ein ins Gewölb. 
Die Flügel wuchsen ihm 
und auch die Augen über. 
So quoll das Leben und das Leid,
gülden-rot, ihm krass entgegen. 
Honigschlecker, Birnau

Es schwappte die See 
und wölkte der Himmel. 
Es zogen die Reiher 
und kreischten die Krähen. 
Das Leben endet. Stinkend. 
Und mehr gibt´s nicht zu sagen, 
als dass es weiter geht... )


Ich schätze das Barocke mehr als die unvergängliche Gotik. 
(W e n n der HERR was von mir will, soll er mich überbordend betören, statt mir zu drohen.) 


Was bilden wir uns ein! was wündschen wir zu haben?
Itzt sindt wir hoch und groß, und morgen schon vergraben:
Itz Blumen, morgen Kot, wir sindt ein Windt, ein Schaum,
Ein Nebel, eine Bach, ein Reiff, ein Tau' ein Schaten.
Itz was und morgen nichts, und was sind unser Thaten?
Als ein mit herber Angst durchaus vermischter Traum. 

Andreas Gryphius


Christliches Menschenbild, Münster Konstanz
Doch habe ich dem HERRn (und allen seinen Metaphern) nicht abgeschworen?! (Genau.) WIR lieferten an dieser Stelle schon manche Zeile und wurden doch kaum recht verstanden: Dass wir Drohung, Zurichtung und Gewalt nicht mehr attraktiv finden, mögen es uns auch die Dichter und Dichten von hier und da wie besessene Proselytenmacher eintrichtern wollen in ihrer Sucht nach Unvergänglichkeit (vulgo: Glaube, Glaube, glaube! - Imperative!), die wir nicht teilen. Dass wir ohne GOTT besser leben. Und ihm keine Zuflucht mehr gewähren. Aber: Wie sehr wir den Gesang lieben. Und doch nicht mehr singen werden...

(Ich weiß wohl, dass dies kein Erzählen ist. Sie brauchen Figuren. Plots. Beschreibungen. Ich habe nur Erinnerungen. Gute und... Ach, gute...) Ich spiele mit den Verweisen. Ich wünsche mir Leser_innen, die rot verlinkte Worte klicken und sich verfangen. ... Wie ich mich selbst zurück denken muss, an den Ort, wo die lebendigen Gefühle sind.

Vorsätze für ein neues Jahr: Mehr Lose. 

Noch gott-loser leben und mich arbeits-loser machen. 

Nostalgia reloaded: Ich bleibe die Mutter zweier wundervoller Knaben

Der See, die See, wo ich sie/mich/dich immer finden werde. 

Wir wanderten Prälatenwege, hörten Chöre, flöteten fromme Lieder. Lausten Affen, spielten Bälle, aßen Felchen. 

Und anderswo anders.

Im Spiegel, Meersburg Januar 2016

Und hat Natur zum Feste
Nur wenig dargebracht:

Die Lust ist stets die beste,

Die man sich selber macht.



(Annette von Droste-Hülshoff: Milde Wintertage)



Es waren gute Tage. Friedliche Rauhnächte. Weitere Rückzüge werden angekündigt (und vollzogen)? Es gärt. Hart drängt. Ich stand zum dritten Mal im Sterbezimmer der Droste. Wie Gespenster im Spiegel schauten wir uns an. 

Es bleibt ein Scherz: Jedes gute Leben ein Witz gegen die Wirklichkeit. 

Den Asketen ins Stammbuch geschrieben: Ich werde mehr konsumieren und weniger bereuen!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen