Dienstag, 19. Januar 2021

BLANKE WUT (2): Erzieherinnen als Kanonenfutter

Keine  Berufsgruppe ist derzeit mehr gefährdet als Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten: https://www.rnd.de/wirtschaft/corona-studie-der-aok-erzieher-und-betreuer-am-haufigsten-an-covid-19-erkrankt-4VWAN6I5JFBUZK7L3IL7ALV5WI.html

Man kann das wissen, wenn man will. Auch Papa und Mama vom kleinen Finn und der kleinen Louise können das wissen, wenn sie wollen. Denn Finns und Louises Eltern gehören zweifellos zur gebildeten Akademiker-Schicht, die gewöhnlich gut informiert ist. Wir wissen nicht, ob Finns und Louises Eltern diese Informationen einfach verdrängen oder - was wir für wahrscheinlicher halten - es ihnen schlicht egal ist. Finn und Louises Eltern formulieren gerne "Ich-Botschaften", das haben sie so gelernt. Sie sind überhaupt gut darin, ihre eigenen Bedürfnisse zu formulieren und ihre Probleme publik zu machen. Ganz anders als die meisten Erzieherinnen, die auch deutlich weniger verdienen als Finn und Louises Eltern.

Finn und Louises Eltern sind inzwischen echt am Ende ihrer Kapazitäten. Deswegen: Finn und Louise müssen in die KITA. Zum Glück ist es ja in Hessen so geregelt, dass jede/r, der oder die sich nicht in der Lage sieht, die Kinder zu Hause zu betreuen, sie in die KITA bringen darf. Gut so! Kai Klose ist eben ein ganz Sozialer. Der denkt an Menschen wie Finn und Louises Mama und Papa. KITA-Öffnung ist Menschenrecht. Finn und Louise brauchen auch die Kontakte zu anderen Kindern. Und außerdem denken Finns und Louises Eltern jetzt auch besonders an die anderen Kinder, bei denen es zu Hause nicht so schön ist wie bei ihnen. Vor allem wegen denen muss die KITA offen bleiben, sonst kommt es zu ganz starken sozialen Verwerfungen. 

Es ist ja außerdem so: Wenn jetzt noch länger die KITA geschlossen bleibt, müssten Finn und Louises Eltern vielleicht auf den Sommerurlaub verzichten. Und das, obwohl sie doch schon die jährliche Skiwoche aufgeben mussten. Das ist zu viel verlangt. Die KITA muss offen sein und bleiben.

Die Erzieherinnen haben Finn und Louise ja auch so lieb. Lieber als ihr Leben und die Gesundheit ihrer eigenen Familie. Voller Freude drücken sie den süßen Finn bestimmt beherzt an die Brust, wenn er hinfällt,  denn sein Wohlbefinden ist ihnen wichtiger als Urlaub, Gesundheit, Leben. Ganz klar. Vor allem, weil auch Finn und Louise schon ganz wunderbar ihre Ich-Botschaften formulieren können. Den Eltern geht das manchmal tatsächlich auf die Nerven. Aber den Erzieherinnen doch nicht.

Finns und Louises Mama und Papa haben nur eins nicht bis zu Ende gedacht: Könnte sein, dass es nach der Pandemie weniger gesunde Erzieherinnen gibt und noch weniger Menschen, die den Beruf ergreifen wollen. Aber dann finden sie sicher jemanden aus Kasachstan, der Finn und Louise lieber hat als sein Leben. 


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