Donnerstag, 8. Dezember 2011

VERTEIDIGUNG DER ZEIT (Eine Hommage an Daniele Huillet und Jean Marie Straub)

AUSZUG AUS EINEM INTERVIEW MIT JEAN-MARIE STRAUB UND DANIÉLE HUILLET

Jean-Marie Straub – Also, nix mit Time is Money.
Danièle Huillet – Ja, eben. Die einzigen Waffen, die Sie haben können und die man hat, das ist eben die Zeit. Weil die Leute, die Geld haben, die haben nie Zeit. Weil es ist ganz klar: Geld muß schnell wieder investiert werden. Da kann man keine Zeit verlieren, usw. Wenn Sie aber Zeit haben, dann sind Sie trotzdem stärker, auch auf die Dauer.
JMS – Selbst in einer Welt wie diejenige, die wir erreicht haben. Wir haben ein bissel, wir …
DH – Aber das bezahlt man, das ist klar. Das bezahlt man trotzdem, weil …
JMS – Man bezahlt das nicht. Das sind die Nerven und die Knochen, mit denen das bezahlt wird.
....
„Die Unruhe ist wahrhaftiger und schärfer, wenn sie eine vertraute Sache zersetzt. Wir wissen, daß die sicherste – und die schnellste – Art sich in Erstaunen zu versetzen ist, einen selben Gegenstand starr anzuschauen. Eines schönen Tages – o Wunder – wird uns dieser Gegenstand erscheinen, als hätten wir ihn noch nie zuvor gesehen.“

(Daniele Huillet und Jean-Marie Straub haben über 40 Jahre miteinander Filme gemacht, bis zu Huillets Tod im Jahre 2006. Einer der schönsten ist "Der Tod des Empedokles" nach Friedrich Hölderlin.)




Schwarze Sünde


„Die Sprache löst sich vom Bedeuteten, vom Informieren, sie erhebt sich in die Lüfte, sagt Gilles Deleuze von Hölderlins Versen im EMPEDOKLES der Straubs, während, wovon sie redet, unter der Erde verschwindet. In ihrem Licht scheint die Landschaft, die Natur Verborgenes preiszugeben und was die Vergangenheit in ihr abgelagert hat. Dabei ist nicht die Metrik entscheidend, sondern was in dem Klopfen und Hämmern der Sprache sich ausdrückt. Es vereint sich mit den Elementen, mit den Göttern Hölderlins und denen Paveses, die besänftigt werden wollen, und sie halten Einzug in die Bilder.“ („Patrioten im Niemandsland“, in: Frieda Grafe, Geraffte Zeit, Berlin 2005, S. 88/9.)

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