Judith und Elke saßen am Mainufer auf einer Bank. Zwei-,dreimal hatten sie nach jenem ungemütlichen Nachmittag (siehe: "Lust und Frust: Rein oder raus?") miteinander telefoniert, das Thema sorgsam meidend, von dem sie beide wussten, dass es nicht erledigt war.
„Du weißt“, sagte Elke, „dass ich nicht verklemmt bin.“ Judith lächelte.
„Was für eine Rolle spielt das?“
„Für mich spielt es eine. Dass du es weißt, meine ich. Du bist die, die das weiß. Über meine Affären. Wie ich mich treiben lasse in den Bars. Die Phase, in der ich alles ausprobiert habe.“
„Männer ausprobiert, meinst du?“
„Wenn du so willst.“
„Gut, ich weiß es. Habe es bewundert manchmal. Bestaunt immer. Und dich beneidet. Auch Angst gehabt um dich.“
„Angst, warum?“
„Dass dir doch mal einer wehtut. Zu weit geht. Dass du nie...“ Judith unterbrach sich. Sie drehte sich zu Elke, sah im Profil, wie die mit der Zunge über die Lippen fuhr.
„Dass ich nie ankomme. Bei einem. Das wolltest du sagen, stimmt´s?“
„Ja. Tut mir leid. Das ist kein Maßstab. Ich sehe das ein. Man muss nicht...“ Elke legte ihre Hand auf das Knie der Freundin.
„Du kannst es ruhig aussprechen. Ich habe auch Angst, manchmal. Aber mehr Angst als vor dem Alleinsein habe ich vor der Enge und der Routine.“
„Das“, sagte Judith, „unterscheidet uns nicht. Auch ich habe keine Angst allein zu sein.“ Elke zog ihre Hand weg.
„Komm, ich kenne dich gar nicht anders als gebunden. Du hast dich vollkommen eingelassen. Immer schon.“
„Ja, das stimmt. Rückhaltlos. Es gibt keine Freiheit in der Liebe. Das glaube ich.“
„Eine solche Liebe will ich nicht. Ich will frei sein.“
Elke prüfte von der Seite, wie Judith reagierte.
„Denkst du nicht, du lässt dich nur so ein, weil du vor der Freiheit Angst hast? Und vor dem Risiko?“
Judith fühlte: Da war nicht nur Interesse. Da war auch Wut. Der Versuch eines Angriffs. „Woher soll ich das wissen? Woher? Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, mich gegen die Bindung zu sträuben. Ich lasse mich in sie fallen. Ohne Rückversicherung.“
„Wahr ist doch: Du lieferst dich nie aus. Gehst nie auf ein Angebot ein. Bleibst immer unberührt.“
Judith rutschte auf die Kante.
„Das stimmt doch nicht. Gerade nicht. Wenn es mich packt, dann eben unbedingt. Das kann ich nicht beliebig oft inszenieren.“
„Du denkst, ich inszeniere alles? Deine Gefühle sind echt und meine nur gespielt?“ Jetzt war die Schärfe, die die ganze Zeit über mitgeschwungen hatte, in Elkes Stimme angelangt.
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber gemeint. Bloß weil ich Rücksicht nehme, weil ich anerkenne, dass man Erwartungen, die man geweckt hat, nicht einfach enttäuschen darf.“
„Beim Sex. Darum ging es. Das war das Thema, Elke. Und da akzeptiere ich keine Erwartungen. Keine Pflichten. Da bin ich frei, wenn ich d a bin.“
„Weil du es dir leisten kannst, meinst du? Weil du ohnehin nur zusammen bist mit einem, der dich auf Händen trägt. Der sich das bieten lässt.“
„Was bieten lässt?“
„Die Verweigerung. Dass du es nie und nichts ihm zuliebe tust. Zumindest hast du das behauptet.“
„Und es ist auch wahr. Das gehört mir. Das tue ich für keinen, bloß mit einem. Wenn er will. Was wir wollen. Wenn es nicht passt, passt es nicht. Schluss.“
„Wie selbstgefällig. Und rücksichtslos. Was ist dabei, einmal nachzugeben, einzuwilligen, ihm eine Freude zu machen.“ „Wenn du nichts davon hast?“ „Doch, das Gefühl ihn glücklich zu machen.“
„Es hat sich noch nie einer beschwert.“
„So viele waren das ja auch nicht, die sich hätten beschweren können.“
Judith biss sich auf die Lippen.
„Das stimmt. Das bedauere ich manchmal. Habe ich ja zugegeben, oder? Aber was ändert das daran?“
„Und sie waren nie enttäuscht?“
„Gegenfrage: Sind die Kerle nicht enttäuscht, die sich an dir befriedigen, aber dich nicht?“
Elke schwieg. Das war ein böses Schweigen jetzt. Judith versuchte, es gut zu machen: „Das war gemein. Entschuldige. Was ich sagen wollte: Alle Männer, die mich liebten, hat es sehr glücklich gemacht, mich so....losgelöst...zu erleben. So pur. Und unverstellt. Ungehemmt, wenn du so willst.“
Elke schwieg immer noch, was Judith dazu zu zwingen schien, sich immer weiter rein zu reden:
„Ich erlebe mich. Mit einem anderen. Aber nicht für einen anderen. Ich handle auch nicht, verstehst du. Es geschieht. Ich verliere mich völlig. Und das bin ich.“
„Was für einen Unsinn du redest. Du bist, was du nicht bist.“
„Aber genau so ist es. Ich gebe mich ganz. Das kann ich aber nur, wenn ich mich nicht ihm gebe. Verstehst du nicht?“
„Nein.“
Judith legte der Freundin den Arm um die Schultern. „Ich liebe dich. Obwohl ich dich nicht verstehe. Ich verstehe nicht, warum du Sex mit ihnen hast, wenn es dir nichts bringt, außer das Gefühl, sie glücklich zu machen.“
Sie lachte plötzlich. „Siehst du, jetzt begreife ich: Du bist eben ein guter Mensch. Und ich nicht.“
Elkes Versteifung löste sich ein wenig.
„Es ist sonderbar mit der Freiheit, scheint es. Ich will frei sein und mich nicht an einen binden. Aber wenn ich mich hingebe, fühle ich mich nicht befreit. Du bindest dich und wirst frei, wenn du dich hingibst.“
Im Fluss vor ihnen spiegelten sich die Lichter, die nach und nach in den Wohnungen angeknipst wurden.
„Was für eine Rolle spielt das?“
„Für mich spielt es eine. Dass du es weißt, meine ich. Du bist die, die das weiß. Über meine Affären. Wie ich mich treiben lasse in den Bars. Die Phase, in der ich alles ausprobiert habe.“
„Männer ausprobiert, meinst du?“
„Wenn du so willst.“
„Gut, ich weiß es. Habe es bewundert manchmal. Bestaunt immer. Und dich beneidet. Auch Angst gehabt um dich.“
„Angst, warum?“
„Dass dir doch mal einer wehtut. Zu weit geht. Dass du nie...“ Judith unterbrach sich. Sie drehte sich zu Elke, sah im Profil, wie die mit der Zunge über die Lippen fuhr.
„Dass ich nie ankomme. Bei einem. Das wolltest du sagen, stimmt´s?“
„Ja. Tut mir leid. Das ist kein Maßstab. Ich sehe das ein. Man muss nicht...“ Elke legte ihre Hand auf das Knie der Freundin.
„Du kannst es ruhig aussprechen. Ich habe auch Angst, manchmal. Aber mehr Angst als vor dem Alleinsein habe ich vor der Enge und der Routine.“
„Das“, sagte Judith, „unterscheidet uns nicht. Auch ich habe keine Angst allein zu sein.“ Elke zog ihre Hand weg.
„Komm, ich kenne dich gar nicht anders als gebunden. Du hast dich vollkommen eingelassen. Immer schon.“
„Ja, das stimmt. Rückhaltlos. Es gibt keine Freiheit in der Liebe. Das glaube ich.“
„Eine solche Liebe will ich nicht. Ich will frei sein.“
Elke prüfte von der Seite, wie Judith reagierte.
„Denkst du nicht, du lässt dich nur so ein, weil du vor der Freiheit Angst hast? Und vor dem Risiko?“
Judith fühlte: Da war nicht nur Interesse. Da war auch Wut. Der Versuch eines Angriffs. „Woher soll ich das wissen? Woher? Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, mich gegen die Bindung zu sträuben. Ich lasse mich in sie fallen. Ohne Rückversicherung.“
„Wahr ist doch: Du lieferst dich nie aus. Gehst nie auf ein Angebot ein. Bleibst immer unberührt.“
Judith rutschte auf die Kante.
„Das stimmt doch nicht. Gerade nicht. Wenn es mich packt, dann eben unbedingt. Das kann ich nicht beliebig oft inszenieren.“
„Du denkst, ich inszeniere alles? Deine Gefühle sind echt und meine nur gespielt?“ Jetzt war die Schärfe, die die ganze Zeit über mitgeschwungen hatte, in Elkes Stimme angelangt.
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber gemeint. Bloß weil ich Rücksicht nehme, weil ich anerkenne, dass man Erwartungen, die man geweckt hat, nicht einfach enttäuschen darf.“
„Beim Sex. Darum ging es. Das war das Thema, Elke. Und da akzeptiere ich keine Erwartungen. Keine Pflichten. Da bin ich frei, wenn ich d a bin.“
„Weil du es dir leisten kannst, meinst du? Weil du ohnehin nur zusammen bist mit einem, der dich auf Händen trägt. Der sich das bieten lässt.“
„Was bieten lässt?“
„Die Verweigerung. Dass du es nie und nichts ihm zuliebe tust. Zumindest hast du das behauptet.“
„Und es ist auch wahr. Das gehört mir. Das tue ich für keinen, bloß mit einem. Wenn er will. Was wir wollen. Wenn es nicht passt, passt es nicht. Schluss.“
„Wie selbstgefällig. Und rücksichtslos. Was ist dabei, einmal nachzugeben, einzuwilligen, ihm eine Freude zu machen.“ „Wenn du nichts davon hast?“ „Doch, das Gefühl ihn glücklich zu machen.“
„Es hat sich noch nie einer beschwert.“
„So viele waren das ja auch nicht, die sich hätten beschweren können.“
Judith biss sich auf die Lippen.
„Das stimmt. Das bedauere ich manchmal. Habe ich ja zugegeben, oder? Aber was ändert das daran?“
„Und sie waren nie enttäuscht?“
„Gegenfrage: Sind die Kerle nicht enttäuscht, die sich an dir befriedigen, aber dich nicht?“
Elke schwieg. Das war ein böses Schweigen jetzt. Judith versuchte, es gut zu machen: „Das war gemein. Entschuldige. Was ich sagen wollte: Alle Männer, die mich liebten, hat es sehr glücklich gemacht, mich so....losgelöst...zu erleben. So pur. Und unverstellt. Ungehemmt, wenn du so willst.“
Elke schwieg immer noch, was Judith dazu zu zwingen schien, sich immer weiter rein zu reden:
„Ich erlebe mich. Mit einem anderen. Aber nicht für einen anderen. Ich handle auch nicht, verstehst du. Es geschieht. Ich verliere mich völlig. Und das bin ich.“
„Was für einen Unsinn du redest. Du bist, was du nicht bist.“
„Aber genau so ist es. Ich gebe mich ganz. Das kann ich aber nur, wenn ich mich nicht ihm gebe. Verstehst du nicht?“
„Nein.“
Judith legte der Freundin den Arm um die Schultern. „Ich liebe dich. Obwohl ich dich nicht verstehe. Ich verstehe nicht, warum du Sex mit ihnen hast, wenn es dir nichts bringt, außer das Gefühl, sie glücklich zu machen.“
Sie lachte plötzlich. „Siehst du, jetzt begreife ich: Du bist eben ein guter Mensch. Und ich nicht.“
Elkes Versteifung löste sich ein wenig.
„Es ist sonderbar mit der Freiheit, scheint es. Ich will frei sein und mich nicht an einen binden. Aber wenn ich mich hingebe, fühle ich mich nicht befreit. Du bindest dich und wirst frei, wenn du dich hingibst.“
Im Fluss vor ihnen spiegelten sich die Lichter, die nach und nach in den Wohnungen angeknipst wurden.
Ein schöner Text, einfühlsam und wahrhaftig, gut geschrieben. Grüße aus Berlin, VKD
AntwortenLöschenDanke!
AntwortenLöschenLiebe Melusine,
AntwortenLöschenDie Texte diese Rubrik finde ich doppelt schön - als Dokumente des Ringens unter Frauen (miteinander und mit sich), die weder die Gegebenheiten als Natürliche hinnehmen noch sich die eigenen Lüste, Begehren und Beweggründe nehmen (lassen) wollen. Solche Dokumente finde ich wertvoll, um dem neoliberalen und pseudo-neo-feministischen Traum zu entkommen, frau müsse nur wollen und sich bemühen, dann klappe das schon mit dem guten Leben (Umkehrschluss: Wenn's nicht klappt, hast Du versagt und bist selbst Schuld). Dieser führt zu Vereinzelung und ich freue mich über alle Bewegungen aus der Vereinzelung heraus, insbesondere wenn es dazu noch gelingt, die Opferfalle zu vermeiden.
Darüber hinaus sind dies auch schöne Texte für die Bildungsarbeit mit Mädchen und Frauen (oder aber auch gerade mit Jungen und Männern?). Solltest Du sie irgendwann auch in print veröffentlichen, wird es ein Buch, dass ich gerne verschenken und empfehlen werde. Ich würde mich in dem Fall über Nachricht freuen (ich denke, Du weißt, wer ich bin, oder?).
Dieser konkrete Text spricht (mindestens) zwei mir bedeutsame Spannungsfelder an:
Das zwischen Beziehungsorientierung und Gefühl für sich - bzw.: Wem schenkst Du Deine Empathie und unter welchen Bedingungen ist "multiple" Empathie (mit sich und anderen) möglich bzw. der Ausstieg aus dem weiblich oft ansozialisierten Automatismus der Primärempathie mit dem Liebsten/Lover/Mann oder auch sonstigen Männern? [Als Mitübernahme der von diesen oftmals nicht geleisteten Gefühls-Arbeit - emotionale Arbeitsteilung? Arlie Hochschild schreibt, allerdings im Kontext von Dienstleistungsberufen von Gefühls-Ausbeutung, im marxistischen Sinne.]
Und den Statusunterschied zwischen dauerhaft (liebes-) beziehungslosen und regelmäßig 'gepaarten' Frauen - einen, den insbesondere die Beziehungslosen (aus meiner Sicht) spüren und der sich bisweilen als Klassenunterschied anfühlt. Mir schwebt schon seit langem ein Interviewprojekt zu Gebundenheit und Beziehungslosigkeit und Geschlecht vor mit offenen Fragen nach tendenziellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten nach Beziehungsstatus und nach Geschlecht.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend, grüße Dich herzlich und bis übermorgen
Wie sehr ich mich über deinen Kommentar freue! Wir werden, so hoffe ich sehr, Zeit finden, miteinander darüber zu sprechen.
AntwortenLöschenGebundenheit ist auch zweischneidig, denn jede Bindung ist auch eine (Selbst-)Fesselung.
Ich freue mich auf Donnerstag.
Oh, die Ambivalenz der Gebundenheit, die ich vor allem aus der Außensicht, aus dieser dafür sehr intensiv, kenne, wollte ich nicht verunsichtbaren. Da gebe ich Dir sehr recht. Ich freue mich auf weiteren Austausch!
AntwortenLöschenKurze, gefühlt frühmorgendliche, Grüße nochmal.
Ja, ich weiß umgekehrt - aus der Außensicht, wie die Ambivalenz der Ungebundenheit sich anfühlen mag - . Es bleibt immer etwas ungelebt, was auch sein könnte. Schön ist, wenn man darüber reden kann, ohne "aufzurechnen", ohne Wertsetzung.
AntwortenLöschenBis morgen.
Herzlich M.
Liebe Frau Melusine,
AntwortenLöschenseit einigen Tagen lese ich auf Ihren Seiten herum und bin wirklich begeistert, angeregt, überrascht über vielen Sachen, die ich lese - auch über diese Frauensachen hier.
An diesem Text aber stört mich die Verknüpfung von A einer Single-Frau, die sich nicht bindet und auch nicht hingibt (also weder in die Bindung noch in die Lust) und B der gebundenen Frau, die es genau andersherum macht. Das kommt mir sehr klischeehaft vor und rückt A in ein rundum schlechtes = falsches, B in ein gutes = richtiges Licht.
Es wird sicher eine Menge Frauen geben, in deren Bindungen auch, ich nenne es jetzt "serviler" Sex stattfindet. Vielleicht sind es sogar viele, proportional zur allmählichen Flaute in langjährigen Bindungen - genauso wird es viele Frauen geben, die auch in kurzen Begegnungen mit Männern nur das tun, wozu sie Lust haben und alles andere verweigern.
Herzliche Grüße unbekannterweise.
Katinka
Liebe Katinka,
AntwortenLöschenich könnte mich (oder die Erzählung) rechtfertigen, indem ich einfach behaupte: So sind diese beiden aber, ich kann es nicht ändern. Das wäre aber ein wenig simpel, denn so wenig Elke oder Judith handeln oder reden, wie ich w i l l, so sehr sind sie doch von mir".
Dass es klischeehaft klingt, räume ich ein. Ich fürchte aber, es liegt weniger am Inhalt als an der Darstellungsweise, die ich mir radikaler wünschte, reduziert auf den puren Dialog (ohne erzählende und erklärende Elemente). Aber das gelingt mir so nicht, wie es mir vorschwebt. Dann - vielleicht - würde deutlicher, dass alles, was gesagt wird, nicht e i n e r (oder gar einem "Typ") Frau zuzuschreiben ist, sondern - in gewisser Weise - als eine Möglichkeit j e d e r Frau zur Sprache kommt.
Auf der inhaltlichen Ebene kann ich nur entgegnen: Es sind vier Frauen in dieser Serie - zwei, die in "konventionellen" Bindungen leben und zwei, die in wechselnden und unkonventionellen Beziehungen leben (Single ist im Grunde keine von ihnen, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt). Aber auch dies - wie sich immer mehr zeigen wird - ist nur oberflächlich betrachtet wahr. Der Ausgangspunkt, das Gespräch unter "Lust und Frust", führt zu einer Missstimmung zwischen den Frauen. Hier ist es jeweils eine "gebundene" und eine "freie" Frau, die "verweigern" bzw. "bedienen" (wobei es natürlich so einfach nicht ist...).
Dennoch stimmt es: Die Frauen bleiben "Typen", so wie der Text jetzt ist. Ich wünschte, ich könnte das ändern. Der Weg aber, den ich mir vorgenommen habe, schließt aus, sie als "Charaktere" zu entwicklen. Sie sollen gerade "in der Schwebe" bleiben, indem sie aussprechen, was in einer anderen Situation so auch die andere sagen und fühlen könnte.
Das gelingt mir hier nicht. Ich arbeite daran.
Vielen Dank für diese Kritik.
Herzliche Grüße
Melusine
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenentschuldigen ist nicht ganz das richtige Wort, aber ich möchte doch meine Kritik von gestern zurücknehmen - nachdem ich nämlich alle und nicht nur drei der Texte gelesen hatte, fand ich die Frauen gar nicht mehr so klischeehaft wie in diesem einen Text.
Vielmehr wirken die vier jetzt als MÖGLICHKEITEN von Frauen, typisiert, ja, weil frei von Beschreibungen oder anderem Kontext, aber mit jedem text immer komplexer in Gründen und Möglichkeiten. Will sagen: Ich mag das Reduzierte an den Texten, sie lassen viel Spielraum für Imagination. Und regen mich zum nachdenken an: wie ist es eigentlich bei mir, bei meinen freundinnen, etc.
Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Viele Grüße,
Katinka
Danke, liebe Katinka.
AntwortenLöschenDennoch - ich bin noch nicht zufrieden. Aber ich setze das fort... Vielleicht finde ich den Dreh noch, mehr "zu schweben".
Es ist eine sehr schöne Erfahrung, dass jemand sich durch den Blog liest und auch das Serielle wahrnimmt. Vielen Dank dafür.
(Manchmal scheint es nämlich so, als werde nur das gerade Aktuelle, der neueste Post wahrgenommen - und meine "Sachen" sind gerade nicht so gedacht.)
Herzliche Grüße
Melusine
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenvielleicht bleibt dieser Eindruck von TYPEN, eben weil es keine Charaktere gibt, die man zuordnen und deren Eigenschaften oder Taten im Laufe er Zeit so ausdifferenziert oder sich ändern würden, dass die Möglichkeit besteht, eben jeder jede Möglichkeit zuzugestehen. Und vielleicht braucht man als Leser doch einen Charakter, der sich in diesem Fall allein am Namen und der jeweiligen Bezihenungskonstellation festmacht, weil man sich ja doch JEMANDEN vorstellt. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das weitergeht und kann verstehen, dass Sie / Du nicht so richtig zufrieden ist.
Die interessante Frage ist, wie viel man weglassen kann. Wie viel weniger ist in einem Brief: "Ich denke den ganzen Tag an Dich, Du fehlst mir so sehr" als "Du."
Einer, der sich nicht als Schriftsteller, sondern als Journalist lange damit beschäftig hat, ist Erwin Koch. Und da ist dann der Übergang zu Literatur fließend. Zum Beispiel mit diesem Text:
http://www.reporter-forum.de/index.php?id=117&tx_rfartikel_pi1[showUid]=218&cHash=45ce02e04d
Übrigens will ich Ihnen keineswegs auf die Nerven gehen; ich finde nur gerade diesen Dialog zwischen den vier Frauen und das was Sie da versuchen, besonders... interessant.
Einen schönen Sonntag Abend! wünscht
Katinka
Liebe Katinka,
AntwortenLöschen(Duzen wir uns ruhig?)
Die Kommentare nerven mich gar nicht. Im Gegenteil: es freut mich - sehr!
Es gibt - ich glaube, ich habe das woanders schon einmal angedeutet - zwei Anregungen (außer der sogenannnten "Realität") zu dieser Serie, einmal der Film "Women" von Georg Cukor, Drehbuch von Clare Booth Luce, in dem nur Frauen auftreten, aber sich doch alles um die Beziehungen der Frauen zu den Männern dreht, jedenfalls scheint es zuerst so. Und literarisch: Ivy Compton-Burnetts Dialog-Romane, vor allem "Men and Wives". Was mir vorschwebt(e), war die Übertragung in die Gegenwart: Frauen, die sich nicht mehr nur über ihre Männer definieren und dennoch in ihren Liebesbeziehungen verstrickt sind. Und eine Sprechweise, die alle miteinander verwebt, einen "Wort-Teppich" bildet, der diese unauflösliche Spannung zwischen Freiheit und Bindung, Begehren und Auflösen abbildet. Aber... mir kam "etwas" dazwischen, nämlich die Krankheit Judiths: Frauensachen eben. Etwas viel, vielleicht... Ich werde sehen - und bin gespannt, auf Deine Kommentare.
Vielen Dank dafür. Auch Dir einen schönen Abend und eine schöne Woche.
Melusine