Mittwoch, 16. Februar 2011

(Un-)Perfekte Paare (5): PUPPENSPIEL

(Exklusiv-Interview mit Ms. Barbie zum Valentinstag, aufgezeichnet von  J.S.P.)

Niemals wäre ich von mir aus an die Öffentlichkeit gegangen. Das müssen Sie mir glauben. Mein Intimleben ist mir heilig. Schmerzlich, sehr schmerzlich war es zum Beispiel für mich, als vor Jahren das gefälschte Sex-Video auf Youtube erschien, erinnern Sie sich?  Das hätte beinahe meinen einwandfreien Ruf zerstört. Jetzt tritt die Yellow Press unsere angebliche Wiedervereinigung breit. Das ist in dieser Form  frei erfunden. Die Liebe meines Lebens und ich haben uns tatsächlich niemals wirklich getrennt. Jedoch gönnten wir uns eine Beziehungspause, wie man so sagt. Wir standen ja auch dauernd unter Beobachtung, müssen Sie wissen. Immerhin war ich,  bedenken Sie das auch, blutjung als er in mein Leben trat. Wir sind ein Traum-Paar, zweifellos, doch brauchte ich etwas Freiraum. Es macht mich traurig und wütend, dass sich jetzt wieder die Scheinwerfer auf uns richten werden, weil unsere Namen zum Valentinstag so viele Schlagzeilen machten. 

(Ms. Barbie versagte die ohnehin zarte Stimme an dieser Stelle. Erst nachdem sie sich die Nase gepudert hatte, konnte sie fortfahren.)

Schlimmer noch, dass ich Grund habe anzunehmen, er sei es gewesen, der die Nachricht über Facebook verbreitet hat. Niemand sonst hat Zugang zu meinem Account. Es war still um ihn geworden, seit er nicht mehr mit mir gemeinsam auftrat. Noch dazu hängt er vollkommen von mir ab, wie Sie wissen. Welcher Mann erträgt das schon? Seiner Gefühle konnte ich mir deshalb nie sicher sein, nicht wahr? Doch ich werde ihn ewig lieben. Ich habe gar nicht die Wahl. Es kann keinen anderen Mann geben, für mich. Wir sind verpflichtet, nicht nur einander, sondern all denen, deren Träume wir verkörpern. 

(Erneut musste Ms. Barbie in ihrer Rede aussetzen. Sie tupfte sich die feuchten Augen, aber vorsichtig , damit ihr Make up nicht verschmierte.)

Aber, verstehen Sie bitte, auch ich brauche Ablenkung. Ab und an muss ich weg von ihm, mal für mich sein, das ist doch nicht zu viel verlangt. Ich will, das ist kein Scherz, das können Sie denen ausrichten, ich will in der nächsten Saison wieder eine Harley und eine dazu passende Lederkluft. Nur dann lasse ich mich auf die Sache mit dem rosa Campingbus ein. Andernfalls, sagen Sie denen das, verwandele den  – schnippschnapp – in einen kahlköpfigen Eckensteher und mich in eine brustamputierte Amazone. Die sollen bloß nicht glauben, dass das eine leere Drohung ist. So wie bisher, mache ich nicht weiter! Ich kann nicht mehr.

(Bei den letzten Sätzen überschlug sich ihre Stimme. Ms. Barbie brach das Interview ab, autorisierte aber gestern telefonisch die Veröffentlichung.)

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