"Jede Blüthe in der Natur umschließt ihr ganzes Geschlecht so wie das Ideal seine ganze Gattung. Es lässt begreifen wie ein Künstler auf dem Wege des Studiums der Natur eines individuellen Karakters mit einer Badefrau anfing und mit einer Venus (die blos den Karatker des Geschlechts überhaupt trägt) aufhört.-
(...)
Dem Manne ruft der Streit, dem Weib die Liebe so wie Mann u Weib getrennt beide nur Repräsentanten einer Kraft des Weltalls u jedes einzeln nur eine halbe Erscheinung der Menschheit ausdrükken, so stellen beide vereint ein Ganzes im Leben wie in der Kunst dar - alle Künstler sind gewissermaßen Mittelnaturen, schwanken zwischen Mann u Weib ihr Innres pflegt stilllen Geburthen u bedarf heiliger verschlossner Ruhe. Pallas mit der Lanze u dem Helm , geth schon mehr in die Männlichkeit hinüber, Bacchus, Juno u Apoll, haben alle keinen reinen Schlechts Karakter sondern sie sind von jenem wundersammen Gebilden wo Mann u Weib in einander verschmelzen ohne daß eines dem andern Eintrag thut. Sie fassen beide Geschlechter u erinnern an ein Ganzes - an den Gipfel der Kultur."
Karoline von Günderode
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