Der Mastermind ist wieder da! Er ist ganz der Alte und trotzdem ein ganz anderer Typ. Nach wie vor steht der 1. FC Bayern München bei ihm ganz weit vorn (Was weiterhin und bis ans Ende ihrer Tage seiner Mutter ein Gefühl unverzeihlichen Versagens bereitet.). Sein Musikgeschmack hat sich erweitert. Nicht zum Besten, meint Morel. Denn der Mastermind steht jetzt auch auf Partymusik; er ist voll obercool und macht ziemlich sonderbare Gesten, bezeichnet sich aber weiterhin im Brustton der Überzeugung als „schüchtern“. Er strahlt über beide Ohren und verzieht böse das Gesicht; er lacht und jammert, schimpft und kuschelt, alles in einem; er ist sofort wieder ganz DA: Sweet home.
Der Mastermind hat auf seinem neuen Smartphone (Weihnachtssuperdupergemeinschaftsgeschenk von allen, die ihm was schenken wollten) einen Gesprächsfetzen gespeichert, den er als passenden Kommentar zu allerhand Ereignissen und Gegenständen abspielt: „GAAAAAY“, stöhnt eine männliche Stimme. Ganz schön viele Sachen sind „gay“: die neue Bettwäsche, der Vorschlag, wach zu bleiben, um den Jetlag auszutricksen, die Werbekarte vom Friseur, die eine „Pärchenrabatt“ anbietet, die Idee, den Koffer sofort auszupacken und und und... ich komme jetzt nicht mehr auf alles. Der Mastermind verwehrt sich aber gegen die Unterstellung, seine Performance sei „irgendwie“ schwulenfeindlich. Diese Behauptung selbst sei„GAAAY“.
Der Mastermind rappt, bevor er sich müde in die Federn schwingt, locker einen Songtext. Darin fällt das Wort „Nigga“. Sein liebender, älterer Bruder, der Amazing, findet das uncool und gar nicht „GAAAY“. „Alter“, sagt der Amazing. „Das geht jetzt echt nicht. Das N-Wort.“ „Ich zitiert das doch bloß.“, sagt der Mastermind. „So machen die sich selbst an. Kapierste nicht?“ „Mann“, sagt der Amazing, „ du bist ein Weißer. Und ein Weißer sagt das N-Wort nicht. Weil´s dann rassistisch ist. Aber es is nicht rassistisch, wenn es ein Schwarzer sagt.“ „No, no, Alter“, sagt der Mastermind, „jetzt sei mal nicht so oberkorrekt. Es ist ein Rap. Da gehört das dazu.“ „Weiße machen kein Rap, das kommt nicht gut.“ „Du hörst doch selbst dauernd HipHop.“ „Genau“, sagt der Amazing. „Aber ich geb mich nicht als Schwarzer aus. Und benutze dann auch noch das N-Wort. Das gehtnicht. Mama, sag du´s ihm.“
Ich bin überfordert. Rap. Und so. Was geht, was geht nicht? Freiheit und ihre Grenzen. PC. Das N-Wort geht (irgendwie?) nicht. Von einem weißen Jungen. Privilegien-Pussys. Wir alle. (Und die Kerle streichen noch die patriachalische Dividende ein. Ganz unverfroren. GAAAAY geht eigentlich auch nicht, oder? Ich musste aber ein paar Mal lachen, als der Mastermind es abgespielt hat.) Beim Abendessen erfahre ich, dass der Song, den der Mastermind vorgetragen hat, von Eminem ist. „Weiße Jungs sind keine Rapper“, doziert der Amazing. „Das ist uncool und wird meistens rassistisch. Außer bei Eminem. Der ist eben der Coolste.“ „Und weiß.“ Ich bin echt überfordert.
Und glücklich. Der Mastermind ist wieder da.
Wie ich mich mit der Mutter in Dir freue! :-)
AntwortenLöschen"What a treasure of a kid" ist ein Zitat seines Gastvaters. Er ist echt ´ne Wucht! Danke dir fürs Mitfreuen.
AntwortenLöschenSagen Sie mir bitte, wo in Ihrem Kommentar sollte sich lustig werden? Ohne hahaped kann man hier nicht's sagen.
AntwortenLöschenSagen Sie mir bitte, was Sie meinen, denn ohne laptaptklappt kann man Ihnen nichts antworten.
AntwortenLöschenRap ist die Apokalypse.
AntwortenLöschenNa, na, wir leben noch. (Ich kann mir die Intoleranz, bei aller Sympathie dafür - was Musik angeht immer - , daheim nicht leisten. Denn die verdammte Wahrheit ist, dass ich die beiden Rap-Liebhaber lieber hab´ als mich selbst. So isses. Und deswegen. Kanye West ist auch gar nicht so schlecht. Finde ich.)
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