Im Café Westminister ganz
in der Nähe der russischen Botschaft Unter den Linden verkehrten zu Anfang des
vergangenen Jahrhunderts die elegantesten Verbrecher Berlins. Unter ihnen fiel
ein überaus gutaussehender junger Mann mit besten Manieren und perfekt
geschnittenen Anzügen auf, der nie ohne eine schicke junge Frau am Arm gesehen
wurde. Sein Name war Otto Knitelius. Meist war er in Begleitung seines gleichfalls liebenswürdig und gepflegt aussehenden Freundes Edwin Nitter, auch dieser selten ohne Schöne im Schlepptau. Nitter
und Knitelius verschwanden gelegentlich für einige Tage oder Wochen aus der
Hauptstadt, um ihrem Geschäft nachzugehen. Offiziell war Nitter in einem
Detektivbüro in Berlin angestellt, Knitelius handelte mit Juwelen. Ihre Urlaube
verbrachten sie in der Weite der flachen östlichen Provinz, wo sie
Juwelliergeschäfte in Breslau, Posen und anderswo ausraubten. Nach ihrer
Rückkehr schmissen sie so manche fröhliche Runde im Verbrechercafé, wie das Café
Westminister auch genannt wurde. Im Oktober 1908 kam es jedoch zu einem
bedauerlichen Zwischenfall in einer Apotheke in Magdeburg. Ein Schuss fiel,
weil der Apotheker Rathge, eben
aus dem Nachmittagschläfchen in seiner Wohnung oberhalb der Ladenräume erwacht,
die jungen Leute mit einem fröhlichen „Guten Tag“ begrüßte, bevor er gewahr
wurde, dass er es mit Einbrechern zu tun hatte. Blutüberströmt lag er sodann am
Boden. Noch einmal konnten Nitter und Knitelius entschlüpfen. Doch Nitter
stürzte über einen Bordstein und wurde einige Straßenecken weiter gefasst.
Knitelius verschwand. Auf allen Erdteilen suchte die Polizei den attratkiven
Verbrecher wegen Mordes, denn Apotheker Rathge war noch in der Nacht des
Überfalls seinen Verletzungen erlegen. Im November 1910 schließlich wurde
Knitelius in Brasilien verhaftet. Vor Gericht machte er einen schneidigen Eindruck
mit seinem feschen dunklen Schnurrbart. Das half ihm nur bedingt. Er wurde zu
14 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Die Tatwaffe des Knitelius
konnte damals nicht sichergestellt werden. Wir aber können heute dieses
wertvolle Sammlerstück dem interessierten Publikum anbieten. Die Waffe, an sich
schon ein unvergleichliches Meisterwerk der Waffen- und Goldschmiedekunst
gleichermaßen (siehe Foto), gewinnt an Wert durch ihre besondere Geschichte. Es
handelt sich um eine Sonderanfertigung auf Basis der Walther 1, der ersten
deutschen Westentaschenpistole, die 1907
auf den Markt gebracht wurde. Die Pistole ist vollständig vergoldet und
mit hochwertigen Diamanten im Brillantschliff besetzt. Allein der Wert der
Edelsteine wird von Experten auf über € 800 geschätzt.
Wir steigen in die Auktion
dieses wertvollen Sammlerstückes mit
€ 1000, -
ein.
Gebote bis 22.00 Uhr MEZ.
Das Geld hab´ ich nicht. Sorry! (Schon Angebote eingegangen?)
AntwortenLöschenIch glaube, das spielt eine ziemliche Rolle, welchen äußeren Eindruck ein Angeklagter macht. Wird ihm schon geholfen haben, dass er so fesch war. Könnte aber auch arrogant wirken, dann geht´s nach hinten los.
Bestimmt kriegen schöne Gefangene, deren Foto in der Zeitung zu sehen war (oder heute halt im Fernsehen), auch mehr Post von Frauen, die sie retten wollen. Das ist auch ein Phänomen, diese unsterblichen Lieben mit Knastis. Ich kenne eine Frau, die zweimal hintereinander total verliebt in so einen war, nur durch Briefe. Kam mir irgendwie vor, als brauchte sie die Gewissheit, dass der nie wirklich vor der Tür steht (da war´s nämlich aus.)
Ob der Knitelius auch solche Post bekommen hat? Oder der Nitter? (Die Namen sind toll - und sogar echt, habe ich gegoogelt.) Das würde mich interessieren. Finde aber nix. Auch keine Fotos.
Tut mir leid, mit Fotos kann ich auch nicht dienen.
AntwortenLöschenSchade, dass du das Geld nicht investieren willst. Über vorliegende Gebote sage ich hier nichts. Um 22.00 Uhr ist Schluss, das höchste Gebot gewinnt.