"Ich habe immer gesagt, er ist ein verkappter Bolschewist."
(Don Camillo und Peppone)
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Loggia del Capitaniano |
Es
wird wohl nichts mehr mit mir und Andrea Palladio. Ich wollte dem nicht nur von
Goethe, sondern von so vielen anderen Verehrten, noch eine weitere Chance
geben, nachdem wir in Vicenza gescheitert waren, uns einen Einblick
in seine Baukunst zu verschaffen und lediglich von der Staatsstraße „Riviera Berica“ aus die „Le Rotonda“ kurz
bewundern konnten, wie auch die noch immer in Renovierung befindliche
„Basilica“, die Loggia del Capitaniano (mein Lieblingsbau gegenüber der
wuchtigen „Basilica“) oder den von außen ergrauten Palazzo Valmarana Braga Rosa
(welch klingender Name), weil wir eben vergessen hatten, was eigentlich jede/r
weiß, dass nämlich Montag kein Museumstag ist. Dienstag aber, dachten wir,
schauen wir uns eine andere viel gerühmte Villa nun doch von innen an, um
vielleicht das ein wenig oberflächliche Geschmacksurteil zu revidieren,
das wir getroffen hatten, nachdem wir die Rotunda seufzten hinter uns ließen:
Ein bisschen protzig steht das Pseudo-Landhaus wie ein Tempel in der
Gegend.
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Villa Badoer, Fratta Polesine |
Wir
planten einen Ausflug nach Fratta Polesine, wo neben einigen anderen
ruhmreichen Villen, die sich stadtflüchtige Venetier bauen ließen, die Villa
Badoer als ein weiteres Bauwerk des nach Pallas Athene benannten Meisters steht. Sie ist eindrucksvoll, die Villa, wie sie in der Mitte dieses
verschlafenen Dorfes an einem kleinen Kanal aufragt, im Halbkreis umgeben von
Dienstgebäuden, die wie Arkadengänge zu einer Tempelanlage wirken. Rings herum
führten die Pfeile auf den Hinweisschildern uns zu einem Seiteneingang, hinein
in eine vollklimatisierte moderne Eingangshalle, wo zwei in öffentlichen
Diensten stehende Villenwächter in Uniform uns freundlichst mit einem
Wortschwall in Empfang nahmen, dessen Aussage sich zuletzt aber als überaus
frustrierend für uns erwies: nur Donnerstagnachmittag, Samstag- und
Sonntagvormittag sind die eifrigen Hüter des palladianischen Erbes angewiesen,
dem interessierten Publikum Zugang zu verschaffen. Anderntags lassen sie
lediglich ein paar archäologisch
Scherben, die in den kühlen Räumen ausgestellt sind,
ansehen. Da also ist sie, die italienische Strukturkrise, die ich bisher nicht wahrhaben wollte,
bei so viel Schönheit, Eleganz und Dolce Vita. „Da hätte ich doch gleich ein
Effizienzprogramm parat.“, schimpfte ich den Weg am Kanal entlang, so dass mich
der Morel kaum beruhigen konnte, bis wir den „giardino romantico“ erreichten
hinter der sehr viel bescheideneren Villa Labia, wo riesige, uralte Zypressen
und Magnolien um einen verwunschenen Teich wachsen und wir uns auf einer
schattigen Bank ausruhen konnten. Auf der anderen Seite des Sees
pickte ein rotbkammter Hahn in der dunklen Erde herum, doch hob er nicht das
Haupt und krähte nicht zu uns hinüber. Mein Urteil stand jetzt aber (erstmal?) fest
und der Morel pflichtete mir bei: In der Stadt, in Vincenza, hatten uns die
Bauten des Palladio gefallen, als Landhäuser sind uns die an antiken
Tempelanlagen orientierten Bauten zu wuchtig, zu wenig integriert in diese eher
anmutige und kleinteilige Landschaft mit den sanften Hügeln und den zierlichen
Kanälen. Wir fühlten uns im bescheidenen Steinhaus des Petrarca wohler (das
übrigens an jedem Wochentag zu besichtigen ist, was vielleicht – nur vielleicht
– unser Urteil beeinflusst haben mag).
Durch
die Polesina, die Po-Ebene, fuhren
wir zurück, die so gelb leuchtete unter dem strahlend blauen Himmel, dass die
Erinnerung an die schwarzweißen Don Camillo-und Peppone-Filme verblasste, bis
irgendwo aus dem weiten Nichts ein hoher Glockenturm aufragte neben einem
einsam stehenden Kirchenschiff mit verfallendem Pfarrhaus anbei. Da hörte ich
sie dann wieder, die Gebete des Don Camillos um Hilfe und Beistand gegen seinen
kommunistischen Widersacher Peppone. In Este, jenem schönen Städtchen ganz nahe
bei Baone, wo eine Burgruine einen Rosengarten umrahmt, genossen wir ein Granité mit Minzgeschmack zur Abkühlung.
Denn die Tage bleiben heiß. (Erst als ich meine wunden Füße in Ca´Orologio
hochlegte, fiel mir ein, dass wir der Dame in Blau nicht ein einziges Mal
begegnet waren.)
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