Dienstag, 27. November 2012

LILITH UND DIE SCHRIFTGELEHRTEN ("Haltet euch am Buntstift...")


Ein Beitrag von BenHuRum

Die Priester zogen sich beim Gedanken an Lilith ihre Ledergurte fester um die Hüften und hüllten sich enger in ihre am Boden schleifenden Gewänder. Diese Dämonin, die ihnen unverschämt unter die Gürtel griff und sie in unerwünschte Wallungen versetzte, suchten sie nun schon seit Jahr und Tag mit ihren Griffeln auszutreiben. Sie verstanden nie, wenn sie fauchend wie der Wüstenwind um ihrem Zelte strich oder später noch, wenn sie die dunklen Tücher, mit denen sie die Türen verhängt hatten, wie Segel schlagen ließ, dass die Männlichkeit zwischen ihren Beinen ihr wenig bedeutete. Lilis Paradies war das Kind, das sie nur aus diesen Lenden empfangen konnte. Die Priester waren alt und wähnten sich dennoch zeugungswillig. Ein Mann, der sein Zeichen auf den Papyrus setzen kann, will sich auch fortpflanzen. Sie stöhnten wider ihre eigene Gier. Die Geschichte musste enden. Sie beugten sich über die Schrift.

„Soll Eva sich etwa auf Kain setzen? Ist es das, was ihr wollt?“, höhnte sie tiefstimmig aus ihrer Drachenglut. Es wurde ihnen heiß und bang, wenn sie das hörten. Jungfräulich sollte sie bleiben, die erste Mutter der missratenen Söhne, beschlossen sie. Noch die Enkel sollten aus einem jungfräulichen Schoß keimen. Anders hätte es nicht sein können, solange sie Lilith verleugneten. Der alte Adam musste den Mund halten. Er war ohnehin kein großer Redner und einen Griffel halten lernte er nie. „Lasst uns darauf sehen, dass ihre Nachfolgerinnen versorgt sind. Seid fruchtbar und mehret euch. Schreib das auf. Halte sie ihn Zucht.“ Sie verschlossen die Türen mit dicken Holzbrettern und schoben eiserne Riegel vor. „Soll sie doch fauchen.“ Das Kind liegt schon in der Krippe. Es ist bereitet.

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