Ein Beitrag von BenHuRum |
Wiederum mit einem Beitrag von Dr. Dora Imgrunde:
GENEIGTE NACKTE
Nicht länger lässt sich verhehlen, was auf dem Grunde des blitzend gescheiterten Projektes schlummert: der Busenschreck. Eher noch aber ließe sich sagen, dass jener Kunstversuch, der sich, wie unschwer zu erkennen, an Modellen orientiert, als eine Negation dieses Schrecks allein recht zu begreifen sei. Eines Schreckens indes, den sich zu vergegenwärtigen Abstand nimmt, wer darauf beharrt, die weiblichen Brüste widersinnig als den Schrecken einzusetzen, der doch erst in deren Widerparte kenntlich wird: die Geilheit im Auge eines männlichen Betrachters beim Anblick der sich willig entblößenden weiblichen Brust. Es kann dieses freilich ein a-geschlechtlicher Schrecken nur insofern und solange werden, als die entblößte Brust eine geschlechtsneutrale Rezeption ermöglicht, was allerdings der Utopie verfallen scheint, die längst als unverwirklichte sich verweigert. Es hat vielmehr das Vorzeigen der nackten Brust als ein objektives Moment das Opfer der Amazone in der Konstruktion der Immanenz geborgen, die wiewohl vom Hohn verstrahlt, sich in der Entäußerung offenbart, der die Enthüllung nur Zeichen ist. Das allerdings vermag ein triviales Bewusstsein, wie es nicht selten sich oberhalb eines Dekolletés entwickelt, kaum einmal zu erfassen. Nichts weiter verbleibt als ein fratzenhafter Narzissmus, unreflektiert sich seiner selbst kaum gewahr werdend. So werden empirische Brüste als freie gepriesen, allein um die metaphysischen allzeit zu entweihen. Eskamotiert wird a priori die Wechselwirkung von Subjekt und Objekt, Spontanität schon durch die Methode ausgeschlossen, im Einklang mit der Anpassungsideologie, welche den Menschenmanne, dienstfertig dem Weltlauf, nochmals jenes Moment theoretisch abgewöhnt. Es offenbart sich in diesen Werken ein Barbarisches, das sich als Halbbildung noch zu tarnen sucht und sich dem herrschenden Bewusstsein in masochistischer Geste unterwirft, ohne sogar dessen Marktmechanismus selbst zu verstehen. Darin liegt indes, wie wir meinen, gerade die Schärfe und Bedeutsamkeit dieses Angriffs auf die Möglichkeit realer Autonomie zugunsten eines verschliffen-harmonischen Reigens subjektiv einander geneigter Körper.
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