Jede weiß, dass der DFB nicht lernfähig ist. Nur mich überrascht es noch. Das will ich mir fast verkrampft erhalten: die Fähigkeit, mich über das Erwartbare aufzuregen. Hysterie reloaded, aber mit Verantwortung. (Take that! In your face, Maß-Voll-Men!) Euch auf die Nerven zu gehen und den Spaß zu verderben, mache ich zu meinem Lebenselixierchen. (Man/n achte auf die Verniedlichung!)
(Heuer: Schnupfen-Hals-Rücken. Hat. Schi. Aber: "Du kannst doch gar nicht Skifahren!" So laufen unsere Gespräche. Warum ich sie liebe und brauche: Alles eine Frage der geglückten Missverständnisse.)
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Woher ich sofort wusste, dass es Dizzy war, ist mir immer noch ein Rätsel. Ich hatte sie ewig nicht mehr gesprochen, als im Morgengrauen mein Handy klingelte, das ich vergessen hatte abzuschalten, wieder einmal, weswegen Heiko böse grummelte und sich das Kissen über die Ohren stopfte und ich mich, wieder mal, flugs aus dem Zimmer trollte, im kalten Badezimmer aufs Klo hockte und ein Badetuch über meine nackten Beine zog, um sie zu wärmen. Ihre atemlose, überschnappende Stimme: "Der ist tot. Er ist tot." Dizzy. Kein vernünftiges Wort aus ihr rauszukriegen. Das war nicht anders als sonst, meiner Meinung nach. Dizzy, die noch 20 Jahre nach dem Abi im Akro rumhing, wo die Alk-Kaputtnix und weggedröhnten Post-Hippies, die mit Mitte 40 eben nicht mehr cool und relaxed, sondern ausgelaugt, ungesund und fertig aussahen, schlecht rochen und linken Stichwort-Müll zusammen brabbelten, allabendlich abstürzten. Angeblich wohnte sie auch immer noch in der Brauerei. Ich sah sie gelegentlich in der Stadt, nickte oder winkte ihr zu, knapp, geschäftig, aber zu einem Gespräch waren wir seit Jahren nicht mehr gekommen. Kein Interesse, ehrlich gesagt, meinerseits, und - wahrscheinlich - ebenso wenig von ihrer Seite. Wir hatten uns auseinander gelebt, konnte man sagen, wobei ich eher auf dem Standpunkt stand, dass Dizzy sich überhaupt nicht entwickelt hatte, sondern einfach immer so weitermachte, als sei sie ewig jung, anti und depri. Eigentlich hatte ich aber gar keine Ahnung, wie Dizzy jetzt lebte und mit wem, etc. pp. "Der ist tot, echt tot. Und ich...Bitte hol mich hier raus, Tine. Bitte. Tineeee...." Sie heulte. Warum ich?, fragte ich mich, aber ich stellte die Frage nicht laut. Dizzy klang nicht nach einem Frage-und-Antwort-Spiel. Trotzdem kann ich immer noch kaum fassen, wie ich tatsächlich reagierte. "Wo bist du?", fragte ich und stand schon auf der Treppe, das Handy unters eine Ohr geklemmt und mit der freien Hand meine Jogginghose über die Beine ziehend. Ich wollte halt zu ihr, sie da rausholen, wo auch immer, irgendein Kerl, scheintot irgendwie und meine alte Freundin Dizzy. Total schwachsinniger Reflex. Aber er funktionierte. Hatte immer funktioniert. Bei Dizzy. Das Helfer-Syndrom. Nur bei Heiko nicht. Heiko hatte mich nie gebraucht. Deshalb war ich bei ihm gelandet. Unter anderem. Dachte ich. Dachte ich nicht, nicht an diesem Morgen. Ich dachte wahrscheinlich gar nichts. Wenn ich nachgedacht hätte, hätte ich gefragt: Wer? Und wenn ich das gewusst hätte, wenn ich gewusst hätte, wer der Tote war und die ganze Geschichte mit Dizzy, dann wäre ich nicht, immer noch mit dem Handy unterm Kinn, die Treppe runtergestolpert und hätte nicht nach den Autoschlüsseln auf dem Küchentisch gegriffen und wäre nicht ins Auto gestiegen, das Handy auf Lautsprecher gestellt, als Dizzy dann damit rausrückte: "Karsten. Es ist Karsten Vonbügel. In der Einliegerwohnung der Villa. Von seinen Eltern." Da hätte ich noch anhalten können. Fragen stellen. Mindestens das. Bevor ich losfuhr. Aber ich rief: "Fass nix an. Hörst du, Dizzy." Sie schluchzte. Und ich brauste los. Einfach so. Stürzte mich rein. In den ganzen Kuddelmuddel. Die linke Aktivistin Elisabeth (Dizzy) Strauß. Der Staatsminister Vonbügel. Und mittendrin: Ich. Nehmen wir mal an, dass es Neugier war. Professionelle Wissbegierde. Nehmen wir das mal an.
(Entwurf vom Anfang: Dizzy)
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Na ja. Ich mag eben Unterhaltungsliteratur. Gar keine andere. Im Grunde. Denn es gibt ja solche und solche Unterhaltung (und Literatur). (Gute und schlechte, hihi.) Vielleicht schreibe ich das. Weiter. (Kein Arbeitstitel, so far.) Vielleicht auch nicht. Dizzy is ready. Heiko. Caro. Karsten. Und: Tine. Die Ich-Erzählerin. Keine komplexe Konstruktion, diesmal. Chronologisch aufgebaut. Schlicht. Mit regionalem Bezug? Mal sehen. Wir werden jedenfalls nicht auf den Dom steigen. Auto-Schauplätze: In Autos sitzen und reden. Darum wird sich das drehen. Dialoglastig mit Action-Einschüben. Regen. Klischees? Nicht zu knapp.
Link-Tipps zum Wochenende:
Dorothee Markert hat für die jüngste Ausgabe der FAMA (Streitet Frauen!) einen Artikel geschrieben: Weibliche Autorität stärken, statt auf Frauensolidarität hoffen (Der vollständige Artikel kann als PDF heruntergeladen werden.)
Der französische Youtube-Filmemacher Norni hat einen Versuch gemacht, der zum Denken (und das Handeln zu verändern) Anlass gibt:
Wie sie von Deutschen türkisiert wurde, erzählt Nannen-Preisträgerin Özlem Gezer:
Und selbstverständlich: Last but not least, das Sonntagslied:
"Arbeit mit uns..."
Gerade entdeckt: Eine weitere Rezension zu PUNK PYGMALION!
Hier: Punk Pymalion von Jutta Pivecka auf LitOff
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