Breitbeinig sitzt der da und verzählt dem andächtig lauschenden Publikum aus grenzdebilen funktionalen Analphabeten seine "Frauengeschichten". "Echt jetzt", sagt der, "will die mich zurück, denk ich, kann mich mal die, weil ich hab´ ja längst ´ne 24jährige, die nervt mich aber auch." "24?", staunt die dickliche graue Jogginghose (keine Pissflecken, immerhin). "Jo.", grinst der. "Im Bett ist die gut. Aber echt jetzt, das wird mir zuviel, die schieß ich ab, das wird mir zu ernst." "Nationalität?", fragt die Dumpfbacke mit den aufgeklebten Glitzernägeln. "Italo." "Also eh nix ernstes." "Nee, und die will mich wieder zurück, die andere, aber da läuft nix, nicht mit mir." "Die Türkin?", fragt die Dumpfbacke. Er klappt die Beine noch ein bisschen weiter auseinander; die Bewunderung der Hirnbefreiten ringsum scheint ihm sicher. "Die denkt doch echt, ich sei so einer, bei dem sie machen kann, was sie will, der ihr alles erlaubt." Die Dumpfbacke wirft ein: "So deutsch, also oder wie?" "Genau. Wie ´ne Deutsche halt. Aber nicht mit mir.", sagt er. "Nicht mit mir. Wo sind wir denn?"
Die reden deutsch miteinander, alle. Sonst könnte ich sie ja nicht verstehen. (Spart euch eure kritischen Kommentare, übrigens: Dass sie funktionale Analphabeten sind, ist kein Vorurteil, sondern Empirie.) Ich sollte da sozialpädagogische Impulse raus ziehen, aus der Situation. Missionarischen Eifer. Bekehrungsversuche unternehmen. Sie abholen, wo sie sind. (Pfui! Ich kann nicht mal mit meinen Wedges durch soviel Dung waten.) Sie sind sicher Opfer. (Zweifellos. Hart Geschlagene, vom Schicksal Gebeutelte, sieht sogar ein Blinder mit ´nem Krückstock, wie man so sagt.). Leider bin ich aber kein netter Mensch. Sondern ich. Und denke bloß: daran. Meine Gewaltphantasien lassen sich nicht einhegen und das Einzige was für mich, die Deutsche (?), spricht, ist die sacht deprimierende Tatsache, dass ich fast immer träume statt zu handeln. Das aber radikal.
Klasse.
AntwortenLöschenFinde ich auch.
AntwortenLöschen