Montag, 24. Dezember 2018

Revisited: "Ich küsse mein Leben in dich. Die Marten-Ehen". Version Dezember 2018 Teil 1

Wir dachten öfter an Heilmann im vergangenen Jahr 2018 n. C. Denn Heilmann blieb sterblich, wie wir, obwohl  er die Jahrhunderte durchreiste. Sein Schmerz beim Verlust seines Sohnes...Wir ahnten das damals nur. Heilmann sollte erzählen, stattdessen hatte er sich ausgeschwiegen. In den Rauhnächten, hoffen wir, werden wir die Melusine singen hören - und Heilmann könnte sich melden, erneut, aus dem Süden, vermutlich... 



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PROLOG

Eine Melusine kann nur bedingt über jene Augenblicke zu verfügen, in denen sich ihr Fischschwanz löst und sie auf Füßen steht, an Zeit und Raum indes ist sie nicht gebunden. Wir brauchten also einen Erzählers, um zu übersetzen: wie sie die Jahrhunderte und Kontinente durchstreifte, die Ozeane der Erde ihr Bassin nannte und jenen immer fand und immer verlor, dessen Antlitz ihr in der Tiefe verkündet worden war. 

An dieser Stelle kommt Heilmann ins Spiel. Noch ist er eine blasse Gestalt im verschatteten Eck des Raumes, fast mit der Wand verschwimmend. Wir ahnen nur, dass er zierlich ist, dass er kein Aufsehen erregt und manchmal sehen wir ihn, den so scheinbar Gelassenen, nervös seine Brille putzen. Heilmann weiß. Seine traurigen Augen sind es, denen Melusine folgte. Durch die blaue Tür. Hinter der Heilmann ihr zeigte, wer sie war. Oder zu sein vorgab. Wo das Wissen war, dass sie fürchtete, mit gutem Grund. Es wird nicht leicht sein zu verstehen, was zwischen Heilmann und Melusine geschieht. 

Ich möchte ihr manchmal zurufen: Sei vorsichtig. Doch sie geht einen Weg, der weiter und tiefer als jeder ist, den ich kenne. Sie schreibt mich, nicht ich sie. Und Heilmann, dachte ich zunächst, ist es, der die Feder führt. Aber so stimmt es nicht. Heilmanns Beitrag ist nicht lenkend. Heilmann lässt....Warten wir ab.


FEIER DER BEDEUTUNGSLOSIGKEIT (Abschied vom Fischschwanz)

Es war Monate her, seit Melusine Heilmann zuletzt gesehen hatte. Sie betrat mit der  Prinzessin am Arm die kleine Buchhandlung durch den Seiteneingang, den Heilmann ihr im Februar gezeigt hatte. Hinter einem offenen Holzverschlag öffnete sich vom Trottoir aus uneinsehbar eine Holztür, deren blauer Lack in breiten Placken absplitterte. Den Schlüssel verbarg Heilmann in einem Säckchen mit Reparaturwerkszeug, das an die Klinke gebunden war. Die Prinzessin gelangte auf diesem Weg direkt in die Küche, die Heilmann sich im Hinterzimmer eingerichtet hatte: zwei Kochplatten und eine Kaffeemaschine auf einem wackligen Campingtisch, in der Mitte des Raumes ein klobiger, verkratzter Eichentisch. Heilmann lehnte im Durchgang zur Buchhandlung, den Kopf lauschend zur Seite geneigt, als warte er tatsächlich darauf, dass die Türglocke den Eintritt eines Kunden ankündigte. Am Holztisch saßen die Avatare: Robert Werner, dessen Blondhaar immer noch füllig aus der Stirn gestrichen war, die graue Edith Achter, die sich mit Fleiß alle Farbigkeit aus Kleidung, Wangen und Haar getilgt hatte und  Krister Bergmann, der leise rhythmisch aus seinen Fettschichten heraus schniefte. Der Tisch war voll gestellt mit Kuchen- und Keksschachteln, Chipstüten, Wein- und Wasserflaschen, zwei Jägermeister-Fläschchen und einer geblümten Kaffeekanne. Heilmann hielt eine Weinflasche direkt in der Hand, Edith einen Kaffeepott im Schoß, Werner und Bergmann hatten Rotwein in Zahnputzbechern, auf denen „3x täglich“ stand, vor sich stehen. Sie saßen bewegungslos da und schwiegen. Keiner schaute auf, als die Prinzessin und Melusine hereinkamen. Falls Heilmann durch eine Bewegung der Weinflasche ein Signal des Erkennens von sich gab, war es so dezent gesetzt, dass es kaum bemerkt wurde. 

Ich suchte seinen Blick. Er schaute an mir vorbei auf Bergmanns Hand am Becher. Warum hatte er Bergmanns Fettschichten zwischen uns getürmt? Ich spürte, wie sich die Prinzessin an meinem Arm verkrampfte. Rasch schob ich ihr einen leeren Stuhl unter den Hintern, bevor sie loslegen konnte. „Setz dich doch.“ Das stoppte sie jedoch nur kurz. „In eine redselige Runde sind wir hier geraten.“, stieß sie, jetzt sitzend, hervor. Bergmanns Fettschichten wogten sanft. Heilmann setzte die Weinflasche an den Hals. Edith nahm einen Schluck aus ihrem Pott. Mir wurde klar, dass ich die Prinzessin hätte warnen müssen. Sie klopfte mit dem Absatz auf den Boden: "Ist da jemand?" Werners Mundwinkel zuckten. Noch immer konnte ich Heilmanns Blick nicht finden. Edith dagegen starrte mich an. Ihre Miene drückte Missbilligung, beinahe Hass aus. In dem Moment gab ich ihr Recht. Wir hatten hier nichts zu suchen. Die Prinzessin aber gab nicht auf: "Könnt ihr nicht reden? Seid ihr stumm?" Werner ließ sich zu einem: "Nein" hinreißen und Bergmann fragte tatsächlich: "Wollen Sie was trinken?". "Ja, gerne", antwortete die Prinzessin, als seien wir beim Kaffeeklatsch. "Eine Tasse Kaffee hätte ich gerne." Heilmann löste sich von der Wand und machte sich an der Kaffeemaschine neben den Kochplatten zu schaffen. Edith knallte ihren Pott hörbar auf den Tisch. "Scheiße", murmelte Heilmann. Er hatte das Kaffeepulver neben den Filter gegossen und eine Riesensauerei veranstaltet. Mit der Hand wischte er ein wenig vom Pulver auf den Boden.  Er sah Edith hilfesuchend an, doch die ignorierte ihn. "Kein Problem", sagte ich, "wir nehmen auch gern ein Glas Wasser." "Ist Kaffee aus?", fragte die Prinzessin, die noch nichts von dem Malheur mitbekommen hatte. "Ja, ja", sagte ich , schüttete ihr ein Glas ein und drückte es ihr in die Hand. "Melusine", rief sie jetzt, "sind wir in ein Kulturkrematorium geraten?" Edith verdrehte angeekelt die Augen. "Azar, bitte", flüsterte ich verzweifelt. "Darf man hier nur flüstern?", fragte die Prinzessin unverschämt in die Runde. "Schreien Sie ruhig ein bisschen rum.", antwortete Werner. Er zumindest amüsierte sich köstlich. Heilmann hatte sich neben mich gestellt und berührte mich am Ellenbogen. Die Prinzessin nahm Werners Antwort zum Anlass einen persischen Liebessang anzustimmen: melancholisch, schwülstig, schwer. Edith sagte laut: "Bei soviel erotischer Verlorenheit muss ich kotzen." Die Prinzessin ließ sich davon nicht irritieren. Heilmann zog mich zwischen die Philosophie-Regale in der Buchhandlung. "Was hast du dir dabei gedacht?", zischte er mir ins Ohr. "Du hast mir sehr geholfen.", antwortete ich. "Ich wollte dir danken, bevor..." "Undine geht..." "Melusine, Heilmann, diesmal ist es eine Melusine." Heilmann nahm die Brille ab. "Sie geht..." "Der Schwanz ist ab, Heilmann. Ich muss jetzt auf den Füßen laufen." "Es wird wehtun an den Sohlen." "Das hätte ich wissen können. Es war ein Irrtum." "Eine Illusion; das ist etwas anderes." "Das stimmt. Das habe ich gelernt. Unter anderem." "Warum hast du sie mitgebracht?" "Die Prinzessin aus dem Morgenland? Weil eine Melusine ohne Fischschwanz eine andere Frau braucht." "Du glaubst, an ihrem Arm könntest du zur Vordertür hinaus." "Und bliebe im Fenster zurück. Ja." Für einen Moment glaubte ich in Heilmanns Augen die Trauer zu sehen, derentwegen ich im Februar durch die blaue Tür gegangen war. "Das Kind..." "Kann dich von der Last nicht befreien, Heilmann. Du legst ihm zuviel auf." Zwischen den Regalen hatte Heilmann eine Pinnwand befestigt, an die er Fotos gesteckt hatte: sein Junge und er vor der blauen Tür. "Unsere Kinder: Sie leben...aber nicht uns fort, Heilmann. Vater sein heißt, überlebt zu werden. Und damit einverstanden sein." Er nickte. "Ich weiß." "Leb wohl", sagte ich und drückte seine Hand. Sie war fest und warm. Edith klapperte inzwischen immer lauter wütend mit dem Geschirr gegen den Gesang der Prinzessin. Bergmann kicherte. "Schaff sie weg.", sagte Heilmann. "Sonst geschieht hier noch ein Unglück." Ich nahm die Prinzessin am Arm, die ohne Unterlass weitersang, stieß Heilmann beiseite, der ein Philosophieregal mit sich riss und schritt im Lärm der polternden Kants, Heideggers, Foucaults, der dröhnenden Beats und des persischen Flehens, die Prinzessin am Arm, durch die Vordertür aus dem Laden. 

Als Melusine und die Prinzessin sich umdrehten, sahen sie hinter dem spiegelnden Schaufensterglas den schimmernden Körper einer Meerjungfrau liegen. Sie wussten genau, dass sie nicht dort gelegen hatte, als die Prinzessin und Melusine vor 40 Minuten aus dem Taxi vor Heilmanns Buchhandlung gestiegen waren.


Edith Achter

Edith war, ähnlich wie Melusine, unvermittelt in Heilmanns Leben getreten. Er hatte aus Gründen, die jetzt nicht mehr nachvollziehbar sind, im Juni eine Reise ins Westfälische unternommen. Das Verhältnis zu Melusine war zu diesem Zeitpunkt abgekühlt. Mit Edith, dachte Heilmann zunächst, hatte er das große Los gezogen. Denn Waise Edith, schwungvoll aus den Bodelschwingh´schen Anstalten getreten, gab sich schlagfertig und wortwitzig, wo immer sie auftauchte. Da aber lag auch das Problem. Heilmann bemerkte es leider zu spät. Edith war einfach immer da. Und sie musste immer das letzte Wort behalten. Ihr letztes Wort war nicht selten gewandt. Jedoch wusste es kaum einer mehr zu goutieren, da Edith, bis es fiel, alle zum Verstummen getrieben hatte. Denn Ediths Witz erschöpfte sich und andere darin, gehässig niederzumachen, was sie selbst nicht aufzubauen verstand. Leidenschaftlicher Hass entzündete sich bei Edith, wenn sie bei anderen ein Gelingen wahrnahm. Dabei ging es ihr nicht plump um Karriere, Gewinn, Sieg. So wenig subtil war Edith nicht. Sie ahnte und witterte das Gelingen auch dort, wo es nicht triumphierte: darin dass andere einander verstanden oder sich doch erfolgreich die Illusion des Verstehens wechselseitig zu verschaffen wussten. Aber auch wenn es einem gelang seiner Befangenheit, seiner Angst, seinen Qualen Ausdruck zu verleihen oder sich umgekehrt in seine Lust zu steigern, einen tollen Lauf zu nehmen, ausufernd sich zu verschwenden, wurde Ediths Missgunst bis zum äußersten gesteigert. Sie, allerdings, rechtfertigte ihr boshaft-selbstzertörerisches Dreinschlagen damit, dass sie die Wahrheit enthülle, das Profan-Hässliche unter der Schminke der Poesie freilege. Edith, soviel muss gesagt sein, war schön. Sie hatte es, dachte man, dachte auch sie, nicht nötig sich zu schminken. Jedoch nötigte ihre Unfähigkeit, lebendig zu sein oder auch nur das Lebendige zu dulden, sie, immer eine Maske und ein enges Korsett zu tragen. Gerade das hatte zu Beginn auf Heilmann sexy gewirkt. Doch war dies Empfinden längst dem Grauen gewichen, das Ediths steter Kampf gegen das Leben in ihm inzwischen auslöste. Dennoch kamen sie voneinander nicht los. Sie wollte, was in Heilmann lebendig geblieben war, abtöten, während er sich seine verbliebene Virilität und Vitalität in der Abwehr von Ediths Attacken stets aufs Neue bewies. So war er dazu übergegangen, auf Ediths Anwesenheit mit dem Erscheinen von Bergmann zu reagieren, dessen ungeheure Fettmassen ihr einerseits Anlässe boten, an denen zugleich ihre Verbissenheit jedoch kaum Spuren hinterließ.



Im Mai, kurz vor Ediths erstem Auftritt, hatte Melusine erstmals eine Nachricht aus Moskau erhalten, kryptisch, die weiterzuleiten sei an Heilmann, wie ihr bedeutet wurde. Ihr Verhältnis zu Heilmann zu bestimmen, war ihr zu diesem Zeitpunkt gänzlich unmöglich. Sie waren einander, nachdem er ihr im Februar den Weg durch die blaue Tür gewiesen hatte, auf seltsame Weise nahe gekommen und doch sehr fern geblieben. Der kleine bebrillte Mann, der so auffällig bemüht war, keinen Raum einzunehmen, wirkte dennoch stets eigentümlich bedrohlich auf sie. Was sie erlebt hatte hinter der blauen Tür, sog sie unwiderstehlich an. Zugleich erhob sich gegen das Wissen, das wie ein Blitz gelegentlich in Heilmanns traurig verschatteten Augen auffunkelte, wenn er die Brille abnahm und sie durchdringend kurzsichtig fixierte, heftigste Abwehr. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie notwendig nicht wissen müsse, um weiter den Weg durch die blaue Tür nehmen zu können. 

Melusine zu sein, offenbar, hing unmittelbar daran, an Heilmanns Tür zu glauben, also die Realität zu leugnen. Umgekehrt mussten Vorkehrungen getroffen werden, wie wieder hinauszukommen sei aus Heilmanns Laden. Denn Melusine, das darf man nicht vergessen, trug einen Fischschwanz. (Darum auch hatte Heilmann sich bei der ersten Begegnung so tief zu ihr hinab beugen müssen, weil sie diesen vor den neugierigen Blicken der Besucher durch eine über die vermeintlichen Beine gebreitete Wolldecke verbarg,  was bei einer Rollstuhlfahrerin im kühlen Februar nicht weiter auffiel. ---Doch von jener Begegnung ein andermal mehr.) Heilmann reagierte auf die erste Moskauer Nachricht gar nicht. Sie verstand das nicht, wiederholte die Meldung jedoch nie. 

Vielleicht, so dachte ich, war es ein Missverständnis, die Nachricht für ganz jemand anderen gedacht, weder gerichtet an Heilmann noch durch mich zu überbringen. Doch wiederholte sich das seltsame Geschehen. Die Verbindung zu Heilmann indessen war im Juni abgebrochen. Ich  ließ es auf sich beruhen. Hoffte erneut, es wolle sich nur jemand lustig machen, denn es war nicht verborgen geblieben, dass ich mit Heilmann in Kontakt gestanden hatte. Auch Edith, gebe ich zu, hatte ich kurzzeitig in Verdacht.

Doch setzte die Moskauer Verbindung sich unerwartet fort. Seit Tagen rumorte der Städtenamen in mir. Ich kramte Walter Benjamins „Moskauer Tagebuch“ aus dem Regal, las noch einmal Rainald Goetz´ Erzählung „Moskau“, durchstreifte die „Ästhetik des Widerstands“ nach Aufenthalten in Moskau. Und stieß schließlich auf das Verdikt gegen den sozialistischen Realimus: „Der Kampf um unsere Kunst muss gleichzeitig ein Kampf um die Überwindung des Hangs zur Kleinbürgerlichkeit sein.“ Dann traf gestern wieder eine Nachricht aus Moskau ein, weiterzuleiten erneut, wie es hieß, an Heilmann. Ein Bild diesmal nur. Unbegreiflich. Denn ich bin sicher: Dies Bild zeigt keinen Moskauer Himmel



Doch es kamen im Herbst keine neuen Nachrichten aus Moskau. Drohend braute sich ein Schweigen zusammen. Der Code ist verbrannt, wurde behauptet. Was ihr jedoch keiner mehr nehmen konnte: Eine hatte von Anbeginn an Pierre geliebt, dessen Eintreten im Gesicht der Fürstin „Unruhe und Furcht“ auslöste, eben deshalb. Der andere dagegen rief sie versehentlich "Natascha" einmal, als sie sich im Schnee wälzte. Die Namen vergingen. Wir wollen, beschworen sie einander ein andermal, nicht mehr daran denken, dass Moskau brannte. Doch die Flammen züngelten  lichterlohins Gebälk, als sie sich im Schlittengeläut umwandte. Sie fühlte das nun. War dort als im kalten Winter vor Moskau die Große Armee erfror. Die sich zurück schleppenden halbverhungerten Burschen aus dem Rhonetal überfielen dann wildgewordene Freischärler an der Oder. Eine Leiche am Ufer des Flusses mit durchlöcherten Socken. Melusine wird den großen Zeh, der bläulich ins Morgenlicht ragte, sehen, solange sie denken kann.Dort am Ufer fühlte sie seinen Blick auf sich gerichtet und wie im Märchen „duftete ihnen plötzlich jenes vergessene Glück entgegen, an das sie nicht mehr gedacht hatten, namentlich jetzt nicht.“

Ein anderer aber schrieb neunzehnhundertachtzig von Moskau aus: Solange ich denke, schrieb der, solange ich denke also, bin ich nicht, nein, bin ich nicht absolut vernichtet. Was aber heißt: ich denke? Unser Lehrer Klaus schrie voll Inbrunst: Ihr denkt doch nur, dass ihr denkt, schrie der uns an. Das leuchtete mir ein. Den verehrte ich tief, bis ich eines Tages auf seine Hände sah. Es war, als habe er gelesen: „Nüchternheit ist Lebensnorm.“ Da traute ich ihm nicht mehr. Denn richtiger war: „Bin nicht Logik, sondern fehlerhafte Suche.“ Das machte mich irre.

Letztlich geht es doch immer nur um die Frage: „Ist Revolution auch gütig denkbar?“ Das wurde verneint, dachte sie. Ein Versuch, ein Experiment, die Hoffnung, dass aus dem Bunker das Schmerzgeschrei sich befreit und zum revolutionären Gruß wird, Brüder und Schwestern. „Die Nacht auf dem harten Bette verlief ganz gut.“ Ausweichmanöver führten auf Abstellgleise. Bern. Brüssel. Paris. Spree Athen. Überall rührte sich die Humanität nur  verpelzt. Wir müssen lernen, die Winter nackt zu überstehen, sagte Edith und hakte sich unter. Heilmann bestand darauf, dass er ein Kind von ihr haben wolle. Das war nicht bedeutungslos. „Kein Kind also“, sagte Edith. „Denn deine Hand zittert. Nimmst du Hasch?“

Im Hotel Lux boten die Ratten ´42 alles an. Grünlich schimmerte Gaslicht über die Flure. „Wie konnte es dich zu jener Zeit nach Moskau verschlagen ?“, hatte er gefragt, die Lippen zusammen gezogen wie ein verhungernder Kater. Er freute sich nicht, sie hier zu sehen. Auch Moskau liegt am Meer, hatte sie geantwortet, wusstest du das nicht? Heilmann hatte die Achseln gezuckt.  Nun ja, die Kanäle... Sie war in diesem smaragdfarbenen Fetzen um ihn herum geschwebt und hatte gerufen: „Die Phantasie lebt, so lange der Mensch lebt, der sich zur Wehr setzt.“ Heilmann hatte ihr den Mund zuhalten müssen. Jeder verrät hier jeden. „Ich muss“, klagte er, „zweiundvierzig Fragen beantworten, Melusine.“ „Was rät die Partei?“, fragte sie, da hätte er sie beinahe geschlagen.

Von Moskau sprach Melusine daher nicht, als sie Heilmann nach einem halben Jahrhundert in Berlin wieder traf. Später bereute sie das. Was wäre geschehen, wenn sie zusammen ans Fenster getreten wären, hinaus ins Schneegestöber zu schauen? Durch Heilmanns blaue Tür gegen das Rekonstruktionsbegehr und die Zeitkontrolle hätte in den Berliner Oktober der Moskauer Schnee des Jahres 1926 fallen können. Doch Heilmann, wusste sie, sonnte sich gerne im Süden. Im Januar 27 aber „herrschte herrlich warmes Wetter“ in Moskau. 

Ich hätte Heilmann erzählt, was ich dort noch gedach hatte: „Ich bin ja ganz passiv.“Er habe darauf geantwortet, er sei sich sicher, dass der gegen ihn erhobene Vorwurf ein Unsinn wäre. So hätten, dachte ich, wir an den See hinausfahren können, um auch die Seelen zu untersuchen. Doch hört sich gerade das in meinen Ohren ganz falsch an. Alles sei möglich, hatte Heilmann gesagt. „So lag der See da, tief in sich versunken, sanft und erschöpft.“ Moskau, wusste ich mit plötzlicher Gewissheit, ist auch keine Methode.

2 Kommentare:

  1. es ist gewissenermassen doch dergestaltigst so, dass, sodass es, also sodass essen bent durch, viel schön gell und annerschter, was wunner.

    wollte nur das gelinckt habbe

    https://tweewords.blogspot.com/p/eddies-aufbruch-nicht-der-krieg-ist-der.html

    nicht wirklich : EXPERImental ( metal, wa ,lethal )

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  2. hex hey ,y name iss killa-
    killaface, killalady, killa frak, monsta, killasurface, te fCE fac kill s, chick, CHICK:
    froher oder früher geht

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