Sonntag, 7. August 2011

PUPP-A-MANIA (2): Anziehen



Es schließt sich keine Tür im umschleierten Haus, selbst nicht, wenn der Schatten der Katze auf es fällt, wie´s heut um die Mittagzeit geschah. Immer steht´s deiner Hand offen wie ein Geröllschub hineinzufahren und alles umeinander zu werfen, die Stühle und Tische, das ganze zierliche Geschirr auf einen Haufen, dass sie rennen und schreien da drinnen müssten, doch halten sie wunderbar still alle Zeit, wie immer du fuhrwerkst in ihren Gemächern. Kein Laut war zu hören, als die Katze ihre Pfote auf den Dachfirst setzte und sich die Schlafkammer verdunkelte, wo das schöne Annerl vorm Spiegel saß wie eingefroren.


Wer bin ich? Es ist nichts mit ihr ohne deine Hand, die sie bewegt zu einem Tanz durch die Wohnstube oder ihren Arm mit der Bürste durchs wirre Haar streicht, bis es sich glättet und schimmernd auf ihren Schultern liegt. So betrachtet sich die vom weißen Stühlchen aus im Spiegel und schürzt die Lippen, bildest du dir ein. Immer schon war eine Ahnung des Verbrechens um dieses stille Mensch, das sich nicht rührt unter deinen Griffen. Ich werde sie schlitzen. Der Teufel hat sich unter die Puppen gemischt.



Als wenn so etwas möglich wär. Es ist gelogen, dass nachts die Puppen auf den Tischen tanzen. Der Teufel kennt keine heimliche Welt. Wir ziehen jetzt die Vorhänge vor und lauschen. Hörst du? Es rauscht so blutig unter der Puppenhaut, wenn du nur still genug sitzt. Um Mitternacht lehnte sie noch lauschig an deiner Schulter, als der Glockenschlag ein heiliges Grauen ankündigte. Es wird euch nichts geschehen, wenn ihr euch zu mir gesellt. Ach, wie vertraut das klingt und wie erfunden. Leg den Schalter um, dann wird sich´s klären. Ich glaub´ nicht daran, dass ich lebendig bin.


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