Frauensachen. Ein schwieriges Gespräch steht mir bevor. Ein Gespräch zwischen Judith und Elke über Sex und Tod, über Weiterleben und Weiterlieben, über Verletzen und Vergeben. Judith wird sterben, nicht dramatisch, nicht schön, nicht ergeben. Sie will leben, hoffen, leiden, schreien. Es geht zu Ende. Was zählt am Ende?
Vier kinderlose Frauen. Karriere, Sex & the city, Prosecco und Bienenstich. Mittelstand, mittelklug, mittelhübsch. Geht so – geht nicht! Es fing mit Lust und Frust an:
Manuela lässt sich von ihrem Mann niemals penetrieren. Es bringt ihr nix. Wie kann frau so egoistisch sein, meinen Gabi und Elke. Judith aber pflichtet ihr bei: „Ich würde nie etwas machen oder zulassen, was mir keine Lust bereitet. Niemals.“ Das gewollte Lachen am Ende des Gesprächs überspielt den Graben, der sich zwischen den Frauen aufgetan hat. Sex und Liebe, Geben und Nehmen, Lust und Frust – wo verläuft die Grenze zwischen Eigensinn und Selbstaufgabe? Judith und Elke versuchen vorsichtig das Gespräch weiterzuführen: Wie viel Hingabe, wie viel Freiheit verlangt die Liebe? Wie viel Lust braucht es, um sich zu vergessen?
„Es ist sonderbar mit der Freiheit“, sagt Elke. „Ich will frei sein und mich nicht binden. Aber wenn ich mich hingebe, fühle ich mich nicht befreit. Du bindest dich und wirst frei, weil du dich hingibst.“ Dann erfährt Judith, dass sie Gebärmutterkrebs hat – und beschließt zu kämpfen: Blut und Wut. Elke, der besten Freundin, erzählt sie es erst, als die Bestrahlungen schon begonnen haben. Judith lenkt das Gespräch in anderen Bahnen: Elkes Neuer ist ganzkörpertätowiert. Ganz? Ganz! Judith beschließt, sich von ihrem Mann zu trennen. Und küsst Elke. Innig. Dem Mann in London schreibt sie einen Brief, versucht zu erklären. Dass sie ihn nicht ertragen kann beim Kampf um ihr Leben, weil er keine Hilfe, sondern eine Belastung sein wird. Meint sie. Wie es war, als sie das gemeinsame Kind verlor. Elke findet das hart. Aber Judith hofft auf einen Neuanfang - ohne den Mann. Die Behandlung geht weiter. Auch Freundin Gabi trifft sich mit der Kranken. Im Gespräch mit Elke kommen ihr die Tränen. Aber nicht, weil Judith stirbt. Sondern weil Elke von ihrem Geliebten erzählt und davon, dass Judith sich getrennt hat. Wie lebt Gabi weiter mit ihrem ungeliebten, aber gutsituierten Ehemann, den sie gelegentlich noch ranlässt, aber lieber im Bett einer Geliebte weiß?
Judiths Zustand verschlechtert sich. Elke zieht bei ihr ein, um sie zu pflegen. Judith möchte Manuela noch einmal sehen, die sich seit jenem Nachmittag, als von Lust und Frust die Rede war, nicht mehr gemeldet hat. Elke fällt der Anruf schwer. Was für eine Freundin ist das, die nichts von sich hören lässt, wenn es einer so schlecht geht? Es fiel ein Satz, bei jenem Gespräch vor Monaten, der Manuela verletzt hat. „Sie hat gesagt: ´Ich mag eigentlich nur das. Kann gar nicht tief genug sein.“ „Was?“ „Einen Schwanz in sich.“ „Was?“ „Sie mag nur Sex mit Männern, hat sie gesagt, oder?“ Manuela liebte Judith, vor langer Zeit. Liebt sie noch. Vielleicht. Sie kommt und liest Judith ein Märchen vor, das die damals geschrieben hat: Schloss am Meer.
Auch Gabi besucht Judith. Sie und Elke streiten heftig. Denn Gabi klagt Judith der Herzlosigkeit an: Wie kann sie den Mann, mit dem sie ein Jahrzehnt gelebt hat, von ihrem Sterben ausschließen? Beinahe schlagen sich die Freundinnen. Die Tür fliegt ins Schloss. Noch lebt Judith.
Ich habe die acht Abschnitte dieser Frauen-Geschichten (wie schon „Der Andere. Eine Wintererzählung“ und die bisherigen Kapitel von "Punk Pygmalion") als Word-Datei in die Google-Cloud gestellt. Einige meiner Serien, zeigt sich, haben doch (?) die Struktur von Erzählungen angenommen, die ich mir selbst als zusammenhängenden Text vor Augen führen muss, um weiter erzählen zu können. Die Geschichte von Judith und ihren Freundinnen ist noch nicht zu Ende; da sind noch einige lose Fäden aufzurollen, Wünsche und Begierden auszusprechen, Trauer und Hoffnung loszulassen.
Ein schwieriges Gespräch – dies nächste... wieder...
Der ganze Text bisher:
Wie lang geht das denn noch mit der Penetrations-Verweigerung? Frau Barby, ich finde, da sollte es ein Happy End geben.
AntwortenLöschenDer Mann ist zufrieden!, sagt Manuela. (Und ansonsten: Männer kommen hier nicht zu Wort. Ein Vorbild ist der Cukor-Film: TheWomen. Sie müssten halt den ganzen Text lesen!)
AntwortenLöschen"Frau Barby", übrigens, entscheidet hier nix. Sondern die Frauen, die sprechen. Frau Barby allerdings weiß: Viele Frauen stehen nicht auf Penetration. Ihr Lustempfinden wird anders geweckt und gestillt. Außerdem gibt´s ja auch Judith, der grad das gefällt. Und Frau Barby meint: Keine Frau sollte was machen oder mit sich machen lassen, was ihr nicht gefällt. (Kein Mann auch nicht, natürlich!)