Montag, 9. September 2013

"Und was machen die Frauen?" - DRAMA-QUEENS, oder was?

In der Lärmende Akademie riechen sie sonderbar und inszenieren sich als Opfer, was sonst? Reden aber frech daher. Frauen halt. Männerstimmen quasseln aus dem OFF dazu.

STEINSCHLAG IM GEBIRG oder "Frauen riechen nach Fisch" (Mini-Drama 4)

Das nächste Mal muss das anders werden.

Es wird weiter geschabt. Any suggestions? (Palimpsest-Vorlagen)


BenHuRum, zuerst auf Gleisbauarbeiten veröffentlicht am 1. März 2011

Ich stelle diese Collage hier nochmals ein, weil in den Kommentar auf sie Bezug genommen wird.


13 Kommentare:

  1. Der Text erinnert mich stark an eine Collage von BenHuRum. Da sitzt eine mit verdunkelter Brille im Rollstuhl und eine schwebt. Hat mich ungut angesprochen. Vor allem wegen der verdunkelten Brille. Weniger der Rollstuhl. Eher die Kombination.

    Naja, die nachgesagte Geschlechtlosigkeit der Fischfrauen, das habe ich eh noch nie kapiert, daher habe ich das mit dem Rollstuhl verstanden. Es hat einfach was mit den Beinen zu tun oder wie eine steht. Das Geschlecht ist immer da, nur wie es schreit, das steht auf einem anderem Blatt. Sorry, konnte es gerade nicht besser formulieren.

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    1. Liebe read An,

      meinst du Die öffentliche Geliebte ?

      (Wahr gar nicht so leicht, die zu finden, unter den über 150 Bildern, Fotos von Skulpturen und vor allem Collagen von BenHuRum auf "Gleisbauarbeiten". Ich habe zwar ein sehr gutes Gedächtnis für visuelle Dinge, konnte mich also sofort an die Collage erinnern, aber ein furchtbar schlechtes für Daten, wusste also gar nicht mehr, wann wir die eingestellt hatten. Thomas Hartmann - d.i. BenHuRum - arbeitet gerade an einem Katalog und er ist selbst überrascht gewesen, wie viel von ihm sich inzwischen auf dieser Seite finden lässt.
      Manchmal denke ich, die Art, wie ich seine Collagen mit meinem Texten kombiniere, ist übergriffig, denn das Geschlechterverhältnis spielt in unseren Gesprächen miteinander keine so dominate Rolle, wie in diesen Collage-Text-Verbindungen. Andererseits finde ich das Thema in vielen seiner Bilder und anders als bei vielen anderen männlichen Künstlern stört mich der "Einsatz" des weiblichen Körpers in diesen Bildfindungen nicht, vielleicht weil das Lachen, nicht über die Frau, sondern über die Kultur, die ihr Bild so verwendet, hier immer gleich mitzuhören ist. Selbstverständlich, in Bildern wie dem von dir erinnerten auch die Tragik, die in dieser Verwendung und Reduzierung steckt. Mich würde interessieren genauer zu erfahren, was dich an dieser Collage so "ungut angesprochen" hat? )

      "Die Frau im Rollstuhl" und das Fischweib - diese Gleichsetzung von Frau mit Fischschwanz und der Unfähigkeit sich zu bewegen, kommt häufiger vor. Die Irritation des Fischweibes (aus einer männlichen Perspektive) ist ja ihre Anziehungskraft, die mit Unverfügbarkeit (Nicht-Penetrierbarkeit, zumindest zeitweise) verbunden ist. Indem der Fischschwanz umgedeutet wird als Unfähigkeit sich zu bewegen, wird das Unvermögen wieder auf die Seite der Frau verschoben. Es ist ja auch gelegentlich richtig ulkig, wie von der Fischschwänzigen als einer "Frau ohne Unterleib" gesprochen wird, obwohl sie doch selbstverständlich einen hat, nur keinen, der sich von einem Mann "nutzen" lässt. In diesen Bildern geborgen ist für mich ein Bewusstsein davon, wie in unserer Kultur das Verhältnis zwischen Mann und Frau auf unheimliche Weise so korrumpiert und falsch ist, dass eine Frau, die sich einem Manne "öffnet" sozusagen notwendig in "seiner Welt" ihre Beweglichkeit verliert, während für den Mann die Frau zum Ungeheuer wird, die sich ohnehin in einem anderen Element "wie ein Fisch im Wasser" oder eine Drachin in den Lüften bewegt. Ingeborg Bachmanns Text "Undine geht" stellt heraus, wie der beweglich bleibenden Frau, die um sich weiß, diese Männer zu "dem Mann" werden, der jeder ist, umstandslos, austauschbar, gewalttätig, gleichgültig und nutzlos, eben: zu verabschieden. Das ist brutal.

      Was Bachmann, glaube ich, je älter ich werde, nicht hat (sich) erschreiben können, war die Schwester, die andere Frau. Arielle tanzt unter Wasser. Fliegt über den Wolken. Mit ihren Schwestern. Auf Männer lässt sie sich ein. Manchmal. Aber immer nur unter der Bedingung zurückzukönnen, in ihr Element, zu ihren Schwestern. Wir sind nicht angewiesen darauf, immer wieder auf den Ruf von Hans zu antworten oder uns ihm zu verschließen. Lass uns spielen. So denke ich, können neue Erzählungen entstehen. Die Lücken füllen, die ich spüre, in all den Geschichten, in denen die Liebe sich bloß auf die zwischen "dem Mann" und "ihr" bezieht. Und die mich gegenwärtig gar nicht interessieren. Wie ein Mann eine Frau "liest" und sich in Text verwandelt, sie sieht und sich ein Bild von ihr macht - all der Variationen, die diese Blickrichtung hervorbringen kann - ich bin ihrer überdrüssig. (Es sei denn, sie werden, wie im Werk vom BenHuRum lustig durcheinander gewirbelt.)
      Ich bin auf einer Entdeckungsreise. Das Geschlecht ist immer da. Es schreit nicht (immer). Es riecht. :-)

      LG
      Melusine

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  2. Yes! Was ein langer Text. Mel, ich will dir darauf antworten. Dauert nur noch ein bischen. Muss erstmal ankommen, sowie Agamenschlüpfhilfe leisten. Und ja, das war die Collage die ich meinte, ich habe sie nicht mehr gefunden...

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  3. Stimmt. So hieß es. Die öffentliche Geliebte. Jetzt sehe ich auch noch einmal alle Details und kann mich fragen welche von beiden ist es. Die Schwebende, in einem Nirgendwozustand. Oder die im Rollstuhl. Die nicht vollständig körperlich oder teilweise entkörperlicht ist. Dagegen sind ihre Beine plastisch, im doppelten Sinn. Dann die verdunkelten Augen. Es wirkt wie eine Brille. Aber keine Sonnenbrille etwa. Eher eine, wie Prominente sie aufsetzen, um nicht erkannt zu werden. Das macht sie so dermaßen präsent obwohl sie nicht nicht so in Fleisch und Blut da ist, wie die die schwebt. Aber die wiederum ist in keinem Element. Wer hängt an wessen Schnur oder welche zieht die andere. Klar, es ist ein und dieselbe. Und eines haben sie gemein: keine direkte Bodenberührung. Ihre Bewegung findet nicht von ihnen selbst ausgehend statt. Ich habe damals recht lang davor gesessen und gedacht, das bringt etwas auf den Punkt. Es zeigt eben nicht den gemeinten Fischschwanz ohne Geschlecht. Es ist ungeschönt. Selbst das ist noch zu schön ausgedrückt. Ich denke eher an kaputt. Die ist kaputt. Ein Wort das ich eher für Dinge verwenden würde als für Lebewesen. Kaputte Barbie im Rollstuhl. Und doch geht es hier ja nicht um Barbie. Vielleicht sind es auch Schwestern. Aber nicht so. Nicht so, wie es sein sollte. Mel, ich kanns jetzt nicht an der Fischfrauengenese zurück beschreiben. Ich weiss auch gar nicht wer damit angefangen hat. Paracelsus war bestimmt nicht der erste. Der hat glaube ich nur elementar zugewiesen. „Frau ohne Unterleib“ das war auch ne Kurzgeschichte von wem nochmal? Ich habe es vergessen. Ist auch nicht wichtig.

    In seiner Welt. Es ist nicht allein seine. Ich kapiers auch nicht als meine. Und ich schreibe ihr diese Unfähigkeit auch nicht zu. Es krankt immer von außen, dem Wort von Vielen. Für beide. Mann und Frau. Mag sein es gibt ihn, unzählig den Hans. Und Eine oder Einer entstammt immer der jeweiligen Kultur und ihren Verlautbarungen und entwächst diesen auch immer ein Stück weit hoffentlich. Aber daher interessiert er, der Hans mich manchmal mehr. Und auch Eva mehr als Lilith z.B. Ich höre auf ihr Wort. Nicht tuend was es sagt, sondern was sie eigentlich erzählen, was sie dabei empfinden, wenn sie es von sich geben. Zumindest versuche ich es. Egal aus welchem Element. Ich bin Löwe, Lachs, Stör, Aszendent Waage, Birke, meine Farben sind Orange, Braun, Gold. Und ich rieche nach: … Mmh, kann ich gerade nicht definieren den Geruch aber riecht gut. Und du?

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    1. Danke für Deine Erläuterung zum "unguten Gefühl". Ich erinnere mich, das Bild damals ganz anders gesehen zu haben. Für mich war der Gegensatz zwischen der Farbigkeit und dieser Versehrten im Stuhl der stärkste und erste Eindruck. Wobei die Buntheit selbst ja schon unheimlich ist. Sie trägt, denke ich, keine Sonnenbrille, sondern die Augenpartie ist ausgeschnitten, wie auch andere Teile des Körpers, gerade aber die Beine sind intakt. Eigentlich gerade andersrum wie bei den Wasserfrauen. Auf die kommt eine ja auch eher wegen der Seeszenerie, wobei die Betrachterin eben im See steht, einerseits, aber andererseits schwebt darin halt auch die Frau im Rollstuhl. Für mich war der Gegensatz zwischen einer fröhlichen Vorlage (Sommersonnentag am Bergsee, ein Luftballon an einer Schnur) und den beiden tödlich verwundeten Menschenfiguren (ob die Hängende eine "sie" ist, lässt sich ja gar nicht bestimmt sagen, das Entscheidende. Wie es zu dem Titel kam? Das weiß ich nicht mehr genau. Es schien mir, als ob sich hier zwei Verwundete "vorführen" - eine lässt hochsteigen und eine abrollen. Sie machen sich gegenseitig in dieser Reminiszenz an eine populäre "romantischen" Fototapeten-Landschaft "öffentlich". So ungefähr. Aber ganz stimmt das auch nicht. Das Unstimmige ist eigentlich meistens das, was Thomas und mich fasziniert. Darin sind wir ganz "ein Geschlecht". Und doch eben auch nicht. Das "Kaputte" ist mirweniger ins Auge gefallen. Viel mehr das "Ausgesparte", "Ausgeschnittene", "Durchscheinende" und "Hochgezerrte", also Akte der Entblößung, wenn Du so willst. Entblößungen machen nicht nur verwundbar, hieße das dann, sondern sind selbst verwundend. Was kaputtbar ist, wird auch kaputt gemacht. Oder so. Aber so "stimmig" ist das eben nicht und soll es auch nicht werden.
      ***
      "In seiner Welt" -Damit meine ich natürlich nicht die Welt konkreter Männer. Keine lebt in "einer" in sich geschlossenen Welt. (Selbst Männer nicht. Selbst die nicht, die es gerne wollen.) Was ich stattdessen meine: Eine patriarchale Ordnung, in der weibliche Sexualität ein Tauschobjekt ist. Die (Sackgassen-)Reaktion darauf ist die Wahrnehmung "des Mannes" als Gattungswesen, als Hans, wie Ingeborg Bachmann sie erschreibt. Und: ja, Hans, eben, interessiert mich nicht (mehr). Konkrete, bestimmte Männern schon. (Manche liebe ich ja sogar.) In anderen Worten: "Meine Welt" verändert sich dadurch, dass ich mich immer weniger an jenen Normen orientiere, die eine patriarchale Ordnung gesetzt hat, dass ihre "Werturteile" (auch für die Kunst und die Literatur) für mich keinerlei Bedeutung mehr haben. Jetzt, von hier aus, als mittlerweile fast 50jährige Frau erlebe ich, wie oft ich mich verkämpft habe, um in dieser Ordnung "etwas zu beweisen". Das ist mir nicht mehr wichtig. Ich ziehe sie lieber "Masche für Masche" auf (difieri) und stricken - mit anderen - an etwas Neuem daraus.
      Die alten Mythen und Geschichten enthalten, wenn eine an ihnen so die Kunst des "ent- maschens" praktiziert, was in dieses neue Gewebe gehört: Lilith sowieso, auch Athene, die endlich eine Mutter braucht, diese arme Kopfgeburt eines Vaters und die wundervolle Diana, selbstverständlich. Ich sammele momentan Darstellungen von Anna und Maria.

      Und ich, fragst du? Eine Katze bin ich nicht, eine Echse stattdessen, am Wüstenboden, flink und zittrig, eine Qualle im Meer, ein Fuchs hinterm Baum, eine große Spinne an der Wand, Widder mit gesenktem Haupt (Aszendent weiß ich nicht), mein Baum ist die Birke und die Farben sind Grün (das sind viele Farben). Ich rieche nach Nivea(u) und Maiglöckchen (manchmal) und nach Menstruationsblut (einmal im Monat, immer noch) und... Ach, du!

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  4. Was ist eindeutig? Vielleicht ein hoher Grad an Vieldeutigkeit. Und auch nur annähernd. Ich sehe gerne was andere sehen. Ich mag seine Collagen. Und danke dass du mir deinen Blick darauf geschildert hast.

    Auch ich begegne keinem Hans. Nur Menschen, die sich von diesen Normen ziehen lassen. Auch solche die mir lieb sind. Für die interessiere ich mich. Höre zu. Und ich bin schon lange von dem Punkt weg, jemandem etwas begreiflich machen zu wollen. Der Mensch fasst nur etwas wirklich für sich, wenn es greift. Man muss einfach Dinge durchlaufen und / oder auch Glück haben und Menschen kennenlernen, die einem etwas mitgeben. Und man muss es natürlich auch annehmen. Klar, ich selbst stehe auch nicht außerhalb dieser Normen und Werte oder werde mit ihnen konfrontiert. Aber sowas zerfällt auch nicht von Heute auf Morgen. Und welche kommen dann? Es wird nie ganz friedlich werden. Du bist auch die Letzte, der ich das sagen will. Weil ich weiss, dass du darauf auch nicht aus bist. Hinter dem Wort friedlich steckt zu sehr eine Forderung. Sei friedlich! Das habe ich mit den zwei Gesichtern unter meinem Tagebucheintrag zu sagen versucht. Den Anderen belassen können, egal welches Geschlecht. Das ist schwer. Weil von außen immer wieder Bedingungen kommen und die fassen Einen und Eine an. Mit Lilith (die kommt ohnehin klar!) würde ich mich an einen Tisch setzen und parlieren wollen und z.B. fragen ob sie nich doch auf Eva folgte? Interessanter Weise begreife ich sie (nicht die dämonisierte Lilith) unabsichtlich immer so obwohl ich weiss sie war die erste Frau. Oben? Unten? Wie es gerade kommt würde ich mal sagen (und du auch, schriebst du mal). Ich leg mich auch drunter. Ist doch perspektivisch auch eine nette Ansicht.

    Die weibliche, mit Verfügbarkeit einhergehende, Sexualität als Tauschobjekt ist oft ein sehr schmaler Ausschnitt, den der vorausgegangene, nach Friedsamkeit rufende, Entzug so klein (sonst wäre es ja nicht verfügbar) gemacht hat. Und so will mans dann wieder reinholen. Naja. Das ist jetzt ein sehr allgemeiner Satz. Es bespricht die Dinge nicht im Einzelnen, die Ableger die daraus entstehen wie Pornoindustrie in ihren Produktfacetten, das Bild der Frau und des Mannes (typisiert oder nicht) in den jeweiligen Medien, der Literatur, Kunst, der Gesellschaft, oder in 4 Wänden und Pervertierungen in allen Lebensbereichen, etc.. Das müssten wir im Einzelnen diskutieren. Ich konsumiere ja auch. Einen Teil konsumierend, den anderen weils mich was lernt. Aikmaier meinte mal im Grunde kommt es nur darauf an wie du es schaust. Stimmt. Dennoch: Fernsehen z.B. schaue ich schon seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr. Und ich könnte mir gut vorstellen es auch nie wieder zu tun. Das ist mir irgendwann nur noch zu blöd geworden, undzwar für beide Geschlechter. Ein Pornofilm z.B. jetzt nicht unbedingt.

    Ja, und es stimmt, es gibt Formen von Entblößungen die sind einfach nur seelen- und körperverletzend. Das sind immer von außen gesetzte. Ansonsten finde ich gibt es auch viele andere Formen davon. Auch solche die nicht schlecht sind. Es kann sich ja auch jemand (ent)blößen weil er es möchte, in welcher Form auch immer. Und sei es Diana. Was wäre das denn ohne Acteon gewesen? Ich halte sie auch nicht für eine Verletzte. Weil er geschaut hat? -Hat sie doch auch. Und dann: Sprich davon! Es wird dir nicht gelingen. Sie hat ihm nur gesagt: die Hunde kommen. Und die kommen immer, verletzend von Außen.

    Eine Echse. Ich liebe Reptilien. Ich wohne mit ihnen.

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    1. "jemandem etwas begreiflich machen wollen" - Damit "begriffen" werden kann, müssen beide in gewisser Weise voneinander "ergriffen" sein, denke ich. Was du schreibst, ist mir ganz wichtig: Die Bindung von allem wahrhaft "Begriffenen" an die Erfahrung, "Dinge durchlaufen". Das bedeutet ja auch: Ich begreife, dass ich nicht über alles sprechen, nicht für alle anderen Aussagen treffen kann, dass ich immer aus meiner Bedingtheit heraus spreche und auch das, was ein anderer, eine andere sagt aus ihrer Bedingtheit heraus begreife, aufgreife. Das "Mehr", das die Einzelnen überschreitet, entsteht erst in diesem Zwischenraum.

      Konsumieren heißt ja "verbrauchen". Das Problem liegt in der Vorsilbe, im "ver". Die Kritik am Konsumieren hat sich aber vor allem am "gebrauchen" vergriffen (!); sie hat den Gebrauch denunziert, wo sie den Verbrauch meinte. Was dem Gebrauch entzogen wird, ist tot. Es ist genau jenes Museale, das nur noch, wie ein Pelzmantel, dem Protzgehabe derer dient, die sich mit ihm schmücken und gleichzeitig den anderen, den Doofen, den "Konsum" vorwerfen. Sich etwas "einverleiben" ist dagegen kein Verbrauch, denn durch die "Verdauung" entsteht ja etwas Neues daraus. Nur das Unverdauliche wird konsumiert, nämlich verbraucht, so dass es stumm an der Wand hängt oder im Regal verrottet, möglichst in feines Leder geschlagen und ohne Eselsohren.

      Ich polemisiere. Das macht immer Spaß, aber ist ganz ohne Gebrauchswert. Es entsteht nichts draus. Es entsteht alles aus Anpassung. Die wird ja auch viel verachtet. Jede/r will scheinbar "unangepasst" sein. Aber nur, in dem man sich in ein Anderes schmiegt, sich ihm angleicht, sich transformiert, kann etwas Neues sich entwickeln. Das ist ein körperlicher Akt. Wer abstößt und abgrenzt, kann nicht wachsen. Es gibt verschiedene Wachstumsweisen. Auch Aufpfropfende, "Veredelungen"; da bleibt immer eine Narbe und eine dicke Wucherung um die Propfstelle. Das ist die Kunst. Gewalttätig. Gebären ist anders. Doch geschieht gleichfalls nicht ohne Narben und Schmerz.

      Es gibt Entblößungen, die "freiwillig" geschehen, freilich. "Weil er geschaut hat?" Es geht niemals um Schuld. Es geht um Verhängnisse. Nein, ich glaube nicht, dass sie auch so auf ihn schaut. Das wäre nur in einer anderen Welt möglich. Keiner, die ich mir wünsche. Umkehrungen, Wiederspiegelungen, das ewig Gleiche, bloß andersrum: Zwei alte Weiber, die sich den Mund nach einer männlichen Susanna im Bade lecken? Nein, darum geht es mir nicht. "Freiwilligkeit" ist eine Fiktion, die überwunden werden kann. Sich in seiner Bedingtheit zu erfahren und zu verstehen, dass nichts freiwillig ist und es dennoch Momente der Freiheit gibt - das wäre die Utopie, für die ich streite.

      Denn ich streite. Gern. Jedoch nur mit manchen. Siehe oben. Wo die Ergriffenheit fehlt, lässt sich nicht streiten. Nur konsumieren. Oder fortgehen. Man kann auch nicht "freiwillig" gehen. Aber man kann. Diana müsste nicht auf die Hunde zeigen. Sie könnte sich abwenden, ohne sich anzukleiden. Nicht erschrocken, nicht gekränkt, bloß uninteressiert. Sie könnte mit ihren Frauen tanzen gehen und Acteon stehen lassen. Soweit gehe ich. Und weiter.

      Ich träumte Worte: "Aceton" und "bierernst", "Wolkenkuckucksheim", "Liebfrauenmilch", "Lebertran". Die Frauen lärmen schon wieder in mir.

      LG

      PS Lass uns mal ins Reptilienhaus gehen zusammen.

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  5. Talkin' 'bout Diane

    Das ist für mich der Freiheitsmoment. Noch vor dem Schmerzgeweih. Und manchmal denk ich mir Diana eher als ein Zweilichtgesicht im See stehend. Unpersonifiziert. Ich bin Actea. Imgrunde ist der ganze Wald ist voll von ihnen. Uns. Actea und Acteon.

    Und dann einfach nur Tanzen. Wieso nicht? Mit wem? Wer will!

    „Weil er geschaut hat.“ Nein. Auf gar keinen Fall Schuld. Deswegen ist „sie“ ja auch nicht verletzt.

    Ich verstehe das mit dem Einverleiben. Brauchen ohne ge- und ver-. Weiss auch nicht warum das in der Dschungel so überzogen aufgefasst wurde. Reinkonsumieren ist nur noch Resorption. Irgendwie parenteral. Der Körper kanns irgendwann nicht mehr aufspalten. Zieht nicht von sich aus das, was er braucht daraus.

    An ein Anderes heran. Etwas Neues daraus. Verstehe. So gings mir inhaltlich in etwa bei meinem einen Gedicht Hexenreflex, das ich kurzzeitig Female Transformer nannte. Über den Titel habe ich viel nachgesponnen und verstanden. Ich habe, ist mir irgendwann mal aufgefallen, ja auch unbewusst den Hang die anklingen zu lassen, die als unbefleckt gelten weil ich oft das gewissermaßen weiße Tuch aufgreife. Ohne dass ich es mir vornehme. In diesem schwimmt Leda im Hintergrund. In der Schilfmilchblüte kann man Syrinx finden. Ich will das mit dem Weiß anders erzählen. Lanzen brechen. So lese ich mein Zeug. Was Andere lesen, das muss ich aus der Hand geben.

    Ich will auch andere Trommeln in Museen hören. Das aufliegende Fell aufreißen und mich an den nackten Innenpelz schmiegen.

    Geboren habe ich ja noch nie. Da kann ich nur bedingt mitreden. Einen GynUroeinsatz hatte ich schon. Ich finde auch interessant dass die Gebärmutter die befruchtete Eizelle von sich aus abstoßen würde, würde es nicht von einem Hormon verhindert. Und andererseits dient die gebildete Schleimhaut (Funktionalis) der Ernährung. Wenn es auch nur Theorie ist. Aber schon das ist alles unheimlich spannend.

    Das sind alles recht flüssig körperbezogene Worte. Konsistent. Bis auf das Wolkenkuckucksheim. Manche Vögel fallen hoch. Und da wird ausgeschenkt.

    Ins Reptilienhaus, klar, bin ich dabei!

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    1. Das müssen wir machen. Ich erinnere mich an einen Besuch mit Thomas im Reptilienhaus vor ganz vielen Jahren, als ich staunte, wieviel Flüssigkeit aus so einer Echse gepisst werden kann :-).

      Ich kann jetzt nur ganz spontan antworten: Bei Leda muss ich momentan sooft an die Traumstelle in der Marquise von O. denken, in der die Schwäne mit Dreck beworfen werden. "Schilfmilchblüte" -was für ein wunderbares Wort. Das Weiß - die Reinheit und der Schmutz, als gräßliche Bedrohung. Die Hektik, mit der was weggewischt wird. Andererseits: Die Freude, wenn etwas wieder zum Glänzen gebracht wird - ganz jenseits der Persil-Werbung. Das Polieren von Holz. Oder: Staub wegpusten.

      Statt Kontemplation vor dem Bild, sich in die Bilder schmiegen - das "Museum der Zukunft"???

      Dass das Kind in dir nicht du bist und es doch von dir lebt, nicht symbolisch, sondern real, das habe ich immer zugleich als wunderbar und unheimlich empfunden.

      Ich hangele mich an deinen Absätzen entlang, merkst du?

      Ach, in "Die Dschungel". Der Ton schreckt mich ab. Es ist wirklich so wie "abtörnen", als würde die Lautstärke schlagartig komplett abgestellt. Ich kann dann nicht mehr zuhören, hinhören, antworten, weil das Interesse komplett erlischt. Das hat ja auch eine Geschichte, eine ungute, aber lehrreiche. Das Schweigen lernen, wo es gut tut.

      Das Wolkenkuckucksheim passt nicht in die Reihe? Ausgeschenkt. Ich suche noch. Morgen ist ja eigentlich wieder Mini-Drama in der Lärmenden Akademie angesagt. Aber noch nix fertig. Wird noch. Oder auch nicht. Mal schauen. Schenk mir ein Wort! (Oder viele: Feed me lines!)

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    2. Meine Agamen machen das nicht. Wahrscheinlich auch besser so, sonst müsste ich dauernd durchwischen, denn die dürfen frei durch die Gegend rennen.

      Leda. Die Bedrohung ist der aufgedrückte Unfleck der Keuschheit. Nicht der Faun Pan.

      Museen der Zukunft. Jaaa. Kein unverdautes Durchflitschen. Sondern vollgehängt mit Klischeenestern, die wenn man sie öffnet innen schön glitschig sind. (Was Sigimund wohl dazu sagen würde?)

      Das mit der Dschungel kann ich verstehen! Habe mich aber daran gewöhnt. Mir macht es nix. Gewissermaßen bin ich ja mit den Tönen dort gewachsen.

      Schwanger sein und ein Kind bekommen. Ich denke immer schade, dass Männern das verwehrt ist.

      Wolkenkuckucksheim ist doch ein tolles Wort! Ein besonderer Ort, wo Konsistentes und Philosophisches aus- und eingeschenkt wird. Ein bischen weird. -Oh, bin wohl in Walhalla gelandet. Da wo gezapft wird.

      Worte zum Sonntag:

      Ah, was habe ich, was noch auf Text wartet: Mindliners(*).

      Zwei Wörter die mir gefallen:

      Durchgeflitscht.
      Klischeenester (glitschige).

      Ansonsten:

      Tatütatasirenenumstellung auf Walkürenritt (Aik sein Vorschlag gewesen, das mit dem Ritt). Dann habe ich noch ein Gedicht, indem sich das Ich Schlaf aus Schalen in die Augen gießt weil das Gold des Morgenmundes noch milchig benetzt ist (bin ja immer müde, das ist schon fast krankhaft, andererseits 3Uhr30, da jagt man keinen Hund vor die Tür). Das hat Fellatioanklänge aber ich feile noch daran.

      Wenn dir zu irgendetwas davon was einfällt, mach was draus!


      (*Nachdenken über einen Raum. Hirngewebswandig. Synaptische Übertragung durch Stifte auf die künstliche Sehrinde. Vorstellungsoutputs direkt aus dem Gehirn von diesen auf sie übertragen. Natürlich mit geschlossenen Augen, da sonst visuell Wahrgenommenes (vollzieht sich außerhalb bleibend: daher Wahrnehmung) abgebildet wird, nicht das, was man sich vorstellt (bleibt innen, ist unscharf, da keine Nutzung der On- / Off-Center-Zellen, die die Information (das Bild auf der Netzhaut auslesen, ziemlich zügig sogar) auf den visuellen Cortex projizieren).)

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    3. Ich denke und träume: Ein Fischfangnetz, darinnen zappelt einer. Drum herum drei Erinyen. Wunderschön. Grausam. Der zappelt. Einen Satz gönn ich ihm. Dann keinen mehr. Weil eine von denen sagt: "Fische bleiben stumm, das ist ein Naturgesetz.Bleib er in seiner Rolle." Eine wiederholt immer wieder wie einen Refrain: "Er zappelt noch." On-/Off: Sexualität, Gewalt, Geburten, ein Walkürenritt, Sprüche, immer nur Sprüche, zügig und scharfzüngig aufgesagt. "Er zappelt noch." Durchgeflitscht. Durch die Maschen. Nur beinahe. Er zappelt wilder. Klischeenester: Sie lassen eins nach dem andern platzen. "Er zappelt noch." Da fehlt mir noch eine Zeile: Dann zappelt er nicht mehr. Sie bereiten ein Fischmahl vor.

      So ungefähr. Aber heute wird das nix mehr. Bin zu müde. Zwei Tage Übelkeit, zwei Kilo weniger und heute Marathonsitzungen. Bin gerade erst heim gekommen. Ein Bad nehmen (Granatapfel - meine neue Duftnote.)

      Ich halte keine Tiere. Außer Mikroben. Die Verantwortung ist mir zu schwer. Seit wir wieder zu viert wohnen, habe ich jeden Tag eine Waschmaschine. Überall trocknet immer was. Nur ich nicht. Diese Müdigkeit rührt mich zu Tränen.

      Morgen.

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  6. Ups, habe gerade Syrinx mit Leda durcheinandergeschmissen. Da war es ja Zeus. Vielleicht sollte man die einfach alle mal kräftig durcheinander werfen. Und schauen was passiert.

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  7. Es gibt auch viele Tierarten, die würde ich auch nicht in vier Wände setzen, egal wie toll ich sie finde. Aber denen geht’s gut. Manchmal zu gut.

    Ach, ich hatte gestern noch einen Kommentar hinterhergeschickt weil ich etwas durcheinander geworfen hatte. Habe Leda und Syrinx vertauscht. Aber mittlerweile find ich's gut. Mythologisches Figurendurcheinanderwerfen. Brauchst ihn also nicht mehr herausfischen.

    Nicht schlecht! Du hast ja fast alles verwendet.

    Mir gefällt die eine der Erinyen. Die Unaufhörliche. Und witziger Weise bedeutet to refrain: es unterlassen. Gerade das Gegenteil. Der wird bestimmt auch solange zappeln, solange sie es wiederholt. Oder sie wird es wiederholen bis er endlich aufhört. Wann hört einer auf? Mmh... Manch einer wenn er sich einfach nur müde gezappelt hat. Würde man mir nur noch einen Satz zugestehen, ich könnte nicht sagen was mir durch den Kopf laufen würde. Aber ich weiss, ich würde ihn nicht aussprechen. Ich würde meine Augen schließen, meine Lungen sich mit Wasser füllen lassen und ertrinken.

    Auf das Fischmahl bin ich gespannt.

    2 Kilo ist in der kurzen Zeit viel. Ich hatte ja auch mal schnell rapide Gewicht verloren weil es mir gesundheitlich sehr schlecht ging. Da konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten und als wäre ich eine Matroschka, die noch mal in sich liegt, habe ich meinen Körper tonnenschwer wahrgenommen. Das lag auch an den Scheiß Medis, die mir verschrieben wurden. Pass auf dich auf!

    Mein momentanes Duschgel riecht nach Rose. Oje, soviel Wäsche. Ich muss manchmal eher sammeln. Aber ich rieche gern an den getragenen Sachen bevor ich sie in die Wäschetrommel schmeiße und manchmal erwische ich mich wie ich hinein starre wenn sie sich dreht.

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