Montag, 25. Oktober 2010

31 Fragen an Bücherleser (Folge 2)

WAS WIR LESEN WOLLEN
(Fortsetzung der Reihe "31 Fragen an Bücherleser", 
die ich jeweils für Morel, BenHuRum und Melusine, 
also die Autoren dieses Blogs, beantworte)






2. Das Buch, das du als nächstes liest oder lesen willst

Stapel ungelesener Bücher
Morels Antwort kam diesmal spontan: Complete stories and poems by Edgar Allan Poe. BenHuRums telefonische Antwort brachte mich in Verlegenheit. Er sagte was von einem kleinen Buch über das vollkommene Leben. Den Autor, sagte er, wisse er nicht, das sei aber berühmt, das Werk, und ich dachte: "Das werde ich schon finden." Bei Google. Zwei Tage vergingen, vieles kam  dazwischen; als ich dann den Titel in die Suchmaschine eingeben wollte, war ich nicht mehr ganz sicher: "Kleines Buch" "Glück", so was war das, oder? Und finde: das hier. Für einen Moment (nur einen ganz winzigen, ehrlich) denke ich: Ist BenHuRum jetzt unter die Deppen gegangen? Das kann doch nicht sein. Oder ist der Sarkasmus-Verdacht gegen ihn doch berechtigt? (Sarkasten, sagte er mir später, als ich ihm davon erzählte, seien Teilzeit-Zyniker. Die Definition gefällt mir.) Aber natürlich will BenHuRum weder demnächst noch in ferner Zukunft sich vom fröhlichen Benediktiner-Bestseller-Autor beraten lassen, wie er mittels eines kleinen Buches eines kleinen Glücks teilhaftig werden könne. Vielmehr interessiert er sich für das Buch eines anonymen "Frankforters", dessen Mystik schon Schopenhauer beeindruckte: "Das Büchlein vom vollkommenen Leben". (Es scheint zur Zeit aber nirgends lieferbar zu sein. Falls Leser:Innen hier antiquarische Hinweise geben könnten, wäre ich dankbar. BenHuRum auch. Das hat, vielen Dank!, inzwischen Metapher getan: Das "Büchlein" ist unter dem Titel "Theologia deutsch" greifbar.)

Wie bei Morel liegen bei mir die künftig zu lesenden Bücher schon bereit neben dem Bett. Jedoch ist es kein einzelnes Buch, es sind Bücherstapel. Obenauf eines, das ich, wie ich gestehen (vor allem mir selbst eingestehen) muss, immer wieder zurückgeschoben haben: Werner Bräunig: Rummelplatz. So brachte mich der Fragebogen zum Nachdenken darüber, warum das so ist. Und mir fiel auf: Nicht nur mit dem Bräunig machte ich´s so. Eine gute Freundin empfiehlt mir nachdrücklich immer wieder: Franziska Linkerhand von Brigitte Reimann. Morel las und empfahl Ingo Schulze: Neue Leben. Ich ließ es liegen. Auch Tellkamps Turm habe ich nicht gelesen. Warum ich das erzähle? Weil mir plötzlich ein Zusammenhang aufzugehen schien, als ich an diese Liste dachte. Ist es "ostdeutsche" Literatur, der ich unbewusst ausweiche? Das stimmt doch nicht, rede ich mir ein. Ich habe Hermann Kant, Anna Seghers, Christa Wolf, Stefan Heym, Peter Hacks, Stefan Hermlin, Heiner Müller und andere gelesen. Die Wahrheit ist aber auch: All das las ich vor 1989. Und seither: nicht mehr. Warum? Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Worauf sie hinzudeuten scheint, gefällt mir nicht. Aber ich werde ihr nachgehen. Auf zwei Wegen, beschließe ich. Ich werde den "Rummelplatz" anfangen und ich werde Benjamin Steins "Leinwand" lesen.

4 Kommentare:

  1. Der Schrift des unbekannten "Frankforters" aus dem 14. Jhdt. hat Luther den Titel "Eyn deutsch Theologia" gegeben und sie ist seitdem unter "Theologia deutsch" bekannt. Seltener unter dem Titel "Büchlein vom vollkommenen Leben".

    Es gibt zahlreiche Ausgaben. Die Edition von Luther ist im Handel unter dem o.g. Titel. Die Edition von Alois M. Haas und die ven E. Pfeiffer, beide unter dem Titel "Theologia deutsch", ebenfalls.

    Gruß von M.

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  2. Vielen Dank! Das wusste ich nicht. Und ich glaube BenHuRum auch nicht. Zumindest sagte er es nicht. Herzlichen Gruß Melusine

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  3. Was ich als nächstes lesen WERDE: Saul Bellow's 'Die Abenteuer des Augie March'. Ich freu mich auf Chikago in den 50ern, auf interessante Charaktere, auf Tragik und Komik. Wirklich.
    Aber was ich eigentlich unglaublich gerne lesen WILL, sind zum wiederholten Male meine paar Lieblinge, z.B. John Fowles' 'The French Lieutenant's Woman' oder Stefan Zweigs 'Ungeduld des Herzens'.
    Aber ich bin ja Buchhändlerin und muss auf dem Laufenden bleiben. Es wird so unfassbar viel neues auf den Markt geschwemmt. Unablässig. Und manchmal macht mir das was aus.
    LG Iris

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  4. Ach, --- Chicago...Ich liebe diese Stadt. Windy city blues. Du verführst mich. Vielleicht sollte ich das auch lesen. Doch der Stapel wächst und wächst und wächst.

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