Warten auf den Geist. Die Wiedererweckung der sprechenden Seins. Ein Wort, das lebendig wird. Die Pfingsttage verbringe ich in Klausur. Ein Versuch, sich rückzubesinnen. Zu viele Abweichungen, mangelnde Konzentration, Ausweichmanöver in fremde und feindliche Galaxien ... bringt die Inventur zu Tage.
Was wollte ich? (Be-)Schreiben wie eine Ehe in die Krise gerät, die zwanzig Jahre nach dem Mauerfall als Sittengeschichte des neuen Deutschland, das unbedingte Verlangen der Wassergeborenen gegen das menschliche Maß: melusinefeaturingarmgard. Ich lese, wie die Einträge „Aus der Werkstatt" mein Stocken und Scheitern offenbaren. Ein bundesdeutsches Paar, das es in die Weiten des amerikanischen Mittelwestens verschlägt, die Schwestern, die über den Wellenschlag der Meere bis in die Binnengewässer verbunden bleiben, zwei Jahrzehnte des (Selbst-)Betrugs und der Verleugnung, zwei Jahrzehnte Liebe, Treue, Kindersegen... „The book of love is long and boring...“...die Erinnerungsbilder dieses Familienglücks und –leids standen mir so deutlich vor Augen, als blätterte ich durch ein Album auf meinen Knien. Dazwischen drängte sich das dunkle Grün der Tiefsee, das wilde Rauschen in den Ohren, wenn die Melusine aus der Tiefe zu singen begann. Doch ich vergaß, dass der dunkle Ritter aus Down Under seine eigene Geschichte hat. 1989 war er ein zehnjähriger Knabe, der das Töten lernte. Er, der mich immer wieder lehrt, was es heißt, von einer manisch-depressiven Mutter geliebt zu werden, entzieht sich für Wochen und Monate meiner Erzählung. „I need you.“ „All you need is love...“ Was tat er in den Jahren, die Armgard/Anne am Michigan-See verbrachte? Surfte er vor Bondi Beach? „I wished i´d known you then.“ Sie wäre 30 Jahre alt gewesen damals und er ein pubertierender 16jähriger. „We could have met in London 1998.“ „Joker. A mother with two baby boys.“ „I´d loved your ass.“ „Fuck you.“
Die Geschichte mit dem Kookaburra habe ich dreimal erzählt: Session. (I´d dive for your memory), Session. (Hosni und Choudja), Der den Vogel schoss (I´m cursed). Keine Version fühlt sich gültig an. Doch mit dieser Geschichte wird die Amour fou ihren Anfang nehmen, lange bevor Anne/Armgard und der dunkle Tom einander in Berlin begegnen. Auch für diese erste Begegnung ("Hand auflegen. Das aufgescheuchte Wild") habe ich längst noch keine Form gefunden.
Die Werkstatt bleibt unaufgeräumt. Punks, ungeschickte Möchte-gern-Killerinnen und Frauen, die immer nur über das Eine reden treiben sich drin herum, von Elbinnen und Fabelwesen ganz zu schweigen.
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