Die Wochendbeilagen sind voller Geschenktipps. Parfümsets werden toll verpackt. Socken sind out. (Ich empfehle stattdessen schwarze Kniestrümpfe, die werden immer gebraucht.) Ein selbstgestrickter Schal ist eine klare Botschaft ("Du hast mich nicht mehr lieb. Aber mir gehst du auch auf die Nerven.") Stellen Sie lieber Gänserillette her. (Auf Wunsch sende ich Ihnen einen Rezept). Es ist schon zu spät, um noch eigenhändig exzellenten Essig zu produzieren. Für eine gute Flasche Wein (oder sechs im schönen Geschenkkarton) sind aber viele dankbar.
Der Schwerpunkt der heutigen Tipps auf Gleisbauarbeiten liegt jedoch auf Erlesenem. (Bücher sind Staubfänger, unbestreitbar. Viele gibt es aber schon als Ebook. Außerdem wirkt eine bunte Bücherwand fast immer gemütlich. Und: Lesen bildet! Auch, übrigens, das Lesen von Büchern, die nicht frisch erschienen sind! Es lebe die Backlist.)
Der Schwerpunkt der heutigen Tipps auf Gleisbauarbeiten liegt jedoch auf Erlesenem. (Bücher sind Staubfänger, unbestreitbar. Viele gibt es aber schon als Ebook. Außerdem wirkt eine bunte Bücherwand fast immer gemütlich. Und: Lesen bildet! Auch, übrigens, das Lesen von Büchern, die nicht frisch erschienen sind! Es lebe die Backlist.)
Für unter 5jährige:
Der Klassiker: "Wo die Wilden Kerle wohnen" von Maurice Sendak
(Unvergessliche Augenblicke: Trotz, Abenteuer, Mut und Heimweh!)
Für Jugendliche:
"Der Joker" von Markus Zusak, weil Sex wie Mathe sein sollte.
Für Jugendliche und Erwachsene
Für politische Tiere
"Das Bohren harter Bretter" von Alexander Kluge, weil man Bodenhaftung braucht.
Für Schulden-Bremser (damit sie kluge Verschwender werden)
Für Beseelte
"Die Günderode" von Bettina von Arnim, weil der Strom gegen die Polizei der Seele Verstärkung braucht.
Für Sexmaniacs
"Jane sexes it up" (Hrsg. von Merri Lisa Johnson), weil Feminismus sexy ist.
Für Blutrünstige
"Blutschneise" und "Blut ist ein Fluss" von Guido Rohm, weil hier noch Platz für alte Männer ist, obwohl die Sterne erlöschen.
Für Sehn-Süchtige
"Die Fenster von Sainte Chapelle" von Alban Nikolai Herbst, weil das Licht ein Meer ist.
und zum Schluss: drei Lieblingsbücher für besessene Leser:innen
(und wenn das alles nix ist für Ihre Lieben, dann tut´s ein Gutschein der Buchhandlung Ihres Vertrauens - oder gute Schokolade!)
Dank für die Leseliste und dass die leider im endgültigen Ruhestand befindliche Tatortpsychologin Maren Eggert so schöne Weihnachtslieder singt, ist eine Entdeckung für mich. Sie sagt übrigens auch so schlaue Sachen wie:
AntwortenLöschen"Der Mensch ist nicht wichtiger als andere Lebensformen. Wir sind ein Teil des Ganzen, wir sind Natur."
und engagiert sich im Tierschutz. Einen besinnlichen vierten Advent mit oder ohne Lametta wünsche ich der Gleisbauarbeiterin und ihrem Zugpersonal.
Lieber Dietmar,
AntwortenLöschensie könnte länger sein, die Liste. --- Manches habe ich gelesen in diesem Jahr, was ich n i c h t empfehlen möchte. Beruflich: Krisen-Analysen. Die Zukunft der (sozialen?) Marktwirtschaft. Außerdem: Immer wieder Geld - was ist das? Und Schulden natürlich (Ich habe keine mehr. Das ist ein Fehler!). Philosophie heute (nee, nee, nee - ich trau den Philosophen nicht, nur den Philosophinnen). Einige Romane angefangen, die zu langweilig waren, um sie fertig zu lesen (hochdotierte US-Amerikaner mit fetten Voraus-Checks), Enttäuschungen: Lou Andreas-Salomé (tolle Frau, öde Sprache), einiges was mir gefiel, worüber ich aber (noch) nicht schreiben konnte, aus verschiedenen Gründen: Alice Munro: Zuviel Glück, Moritz von Uslar: Deutschboden, Rahel Varnhagen: Briefwechsel, Ford Madox Ford: No more Parades. Ivy Compton-Burnett: Men and wifes, Iris Murdoch: The sea, the sea... And so on...
Ich bin müde. Und traurig, zur Zeit. Etwas geht zu Ende. Aber ich kann es noch nicht abschließen. Muss etwas anderes anfangen. Alles ist so vernebelt....Die Besinnlichkeit will sich heuer nicht so einstellen. Ich schlafe viel. Zu viel.
Vielleicht ist der Mensch nicht wichtiger als andere Lebensformen. (Von wem aus betrachtet? Für wen?) M i r sind Menschen wichtiger. Einige. "Die Natur braucht uns nicht." Sowieso.
Ganz herzliche Grüße und auch Ihnen noch eine frohe Vor-Weihnachtszeit
Melusine
(Der vierte Advent war schön. Ein letztes Mal "daheim" bei den Eltern, die fortziehen von dort, wo ich aufgewachsen bin. Wehmut? Nein, wir haben die Erinnerungen. Dort sieht´s längst eh nicht mehr aus wie damals, als ich ein Kind war.)
Selbst erlesen ist manchmal besser als selbstgemacht, (was die Geschenke angeht). Bei uns herrscht weihnachtliche Geschenkabstinenz für alle Personen über, sagen wir mal zwanzig, es wird nichts als Zeit geschenkt.
AntwortenLöschenAber über diese Bücherbacklist freue ich mich. Über Ihre kluge Rezension von Werner Bräunings Rummelplatz bin ich auf diesen Blog aufmerksam geworden. Die wilden Kerle habe ich vermutlich mehr geliebt als meine Kinder ;-), bei Tschik fällt es mir gelegentlich schwer die Qualität des Buches vom sehr traurigen Schicksal des Autors zu trennen, sehr gerne gelesen habe ich es allemal. Und angesichts der Bücher, die ich noch nicht kenne, werde ich gerne und ausgiebig in Ihrer Backlist stöbern.
Wie schade - "Geschenkabstinenz"? Viel zu gerne mache ich Geschenke und bekomme welche. Noch immer liebe ich es, Schleifen um die Päcken zu binden - und sie zu lösen...Ich höre und lese das jetzt immer wieder: "Wir schenken uns nichts." Ein wenig verstehe ich den Widerstand gegen den Konsumrausch. Trotzdem: Aufs Schenken und Beschenktwerden mag ich nicht verzichten. Ich mag auch die ganze Weihnachtszeit, die Düfte, den Hausschmuck, die Adventskalender. Die Kindheitserinnerungen. Den Kitsch. Die Überraschungen. Die Hektik am Weihnachtsabend. Wie dann doch immer alles noch klappt in letzter Minute...
AntwortenLöschenFür mich wär´s ganz schwer, glaube ich, mit jemandem zu leben, der nichts geschenkt haben will.