Freitag, 8. Juli 2011

Blog-Wartung (8): Reisejournal (1) UNTERWEGS nach Rom

Heute ist Packtag. Wieder einmal wird der große rote Koffer aus dem Keller geholt. Das ist eine willkommene Gelegenheit,  die Blog-Wartung mit „Unterwegs“ fortzusetzen, der Rubrik, in der ich meine Reisen fiktionalisiere. 


Meistens fahre ich ohne den roten Koffer los, der für kleine Touren zu voluminös ist. Ins Taubertal (im März 2011) oder nach Bremen (Fasching 2011) genügte eine Reisetasche. Immer muss aber die Yogamatte mit, selbstverständlich. (Noch kann ich den Skorpion nicht länger als 15 sec stehen.) Mehrmals war ich im Frühjahr diesen und im Herbst letzten Jahres im Märchenwald bei Kassel (Cazou, meine Liebe, ich hoffe wir sehen uns bald wieder!) Im Oktober 2010 wohnten Azar und ich für eine Woche in der Erich-Weinert-Str. in Berlin (by the way: lange nichts mehr von Dr. NO gehört!), eben dort, wo meine Roman-Figur Anne/Armgard sich eine kleine Wohnung gemietet hat, in der sie fern von der Familie und dem Stechlinsee ihren dunklen Ritter Tom Hell empfängt. In der osthessichen Provinz dagegen, in die ich beruflich öfter reisen musste, begriff ich, welche Erfahrungen den Fuldaer Autor Guido Rohm prägen: Es lauert Unheimliches dort hinter den Vorhängen, offenbar. Eine Reise ins Sauerland verleitete mich dazu über „Menschen im Hotel“ nachzudenken (den Schmöker von Viki Baum habe ich als Jugendliche verschlungen).

Aus England gab es im Sommer 2010 16 Reisejournale: eine Woche in London, eine in Penzance/Cornwall. Die Nachricht im Guardian (die beste Zeitung!vom Tod Carola Hicks, der Autorin der wunderbaren Biographie des Teppich von Bayeux,  führte fast ein Jahr später noch zu einem Beitrag in der Rubrik „Was ist ein Bild?“. Kunst und Möwen, Wunderkammern und SufragettenGentlemen und Söhne, Märkte und Moden, Parks und Bäder, Skelette und  Detektive, Shakespeare und Keats – das war eine schöne Reise nach Albion im letzten Sommer. 


„Erhol dich gut.“, sagen alle. Ich erhole mich am besten, wenn ich etwas erlebe.

Rom also – diesmal. Die Zentrale des Katholizismus, meinem protestantischen Herzen so fremd, wie die Kreuzigungsverherrlichung dem Schiiten Kermani, nehme ich an. Brinkmann, Pasolini, Bachmann, --- Aldo Moro, Brigade Rosso, Andreotti, ---Dolce Vita, Mastroianni, Fellini, Magnani, ---Cäsar und Brutus (Was wurde aus Cleopatras Sohn?). „Gehen Sie auf den protestantischen Friedhof“, schreibt Helmut Schulze. Einer Freundin geschah dort ein Wunder. Ich werde sehen. In Rom will ich auch Heilmann finden, Spuren des Geächteten, der den Aufstand wider die Heiligkeit wagte und für immer in den Schatten gedrängt ward, wie die Fischschwänzige in die Nacht: Ich küsse mein Leben in dich. Die Martenehen. (Diese Texte bestehen - noch - nicht. All die Orte: Paris. Moskau, London. Rom. Die See. Das Meer. Ich werde noch einmal darüber gehen. Und noch einmal. Immer wieder. Hoffen, dass Rom mir Blicke eröffnet hinter die blaue Tür, deren Spalt Heilmann öffnete.)

Ich bin skeptisch. Ich fürchte das Stendhal-Syndrom. Wird Rom mich fesseln oder lähmen? Werde ich seine Schönheit schauen oder vor seiner Heuchelei erschaudern? Wozu Kunst, fragt Bersarin. Und eröffnet den Vergleich zwischen Rom und Paris. In Paris bin ich immer glücklich gewesen (PARIS MON AMOUR) Spinnen die Römer? Werde ich zum Abschied eine Münze in den Brunnen werfen, um wiederzukommen oder werde ich wie Andreas Gryphius klagen: „Dir ist die Röm´sche Luft in Wahrheit nicht bekommen."

Der rote Koffer ist gepackt. Kein Ablasshandel nötig. Keine Ewigkeit mehr. Hin.



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